02. Oktober, 2024

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Andrea Orcel setzt auf cleveren Schachzug: UniCredit erhöht Anteil an Commerzbank

Andrea Orcel setzt auf cleveren Schachzug: UniCredit erhöht Anteil an Commerzbank

Andrea Orcel hat vergangene Woche die deutsche Finanzwelt überrascht, indem er den Anteil von UniCredit an der Commerzbank von 9 Prozent auf 21 Prozent erhöhte. Dieser strategische Schritt erinnert an Taktiken, die vor mehr als einem Jahrzehnt in feindlichen Übernahmegefechten berühmt-berüchtigt wurden. Damals bauten Porsche und die Schaeffler-Gruppe ihre Beteiligungen an Volkswagen und Continental im Verborgenen auf. Die rechtlichen Schlupflöcher, die dies ermöglichten, sind inzwischen geschlossen worden, sodass groß angelegte, geheime Beteiligungsaufbauten nun unmöglich sind. Für Orcel, ehemals Investmentbanker und jetzt CEO von UniCredit, bieten die strengeren Offenlegungsvorschriften jedoch eine andere Gelegenheit: UniCredit konnte einen 21-prozentigen Anteil an der Commerzbank melden, während es sich an die Regelung hält, die eine Besitzobergrenze von 10 Prozent vorsieht. Ein bedeutender Aspekt der Transaktion ist eine Arbitrage zwischen zwei Regelwerken. Eurozonen-Vorschriften besagen, dass niemand mehr als 10 Prozent an einer Bank erwerben darf, ohne die Genehmigung der Europäischen Zentralbank (EZB) einzuholen. Die Offenlegungsvorschriften nach den Kämpfen um Porsche und Schaeffler haben einen anderen Fokus: Sie verlangen, dass ein Investor seinen Anteil bekannt gibt, wenn er direkt oder indirekt durch Derivate eine wirtschaftliche Beteiligung von 5 Prozent der Aktien hält oder wenn sie höhere Schwellenwerte erreichen. Diese Diskrepanz ermöglichte es Orcel, UniCredits Beteiligung an der Commerzbank erheblich zu erhöhen und damit die deutsche Regierung als größten Aktionär zu überholen. Diese Position erschwert es potenziellen Wettbewerbern, ein Gegenangebot für die deutsche Bank zu machen, falls sie eine Übernahme anstreben sollte. Im Mittelpunkt der Vereinbarungen, die UniCredit nach Ansicht von Insidern mit Barclays und der Bank of America abgeschlossen hat, stehen so genannte Total-Return-Swap-Vereinbarungen. Diese sollen die wirtschaftliche Leistung der Commerzbank-Aktien widerspiegeln. Der Einsatz solcher Swaps ist nicht ohne Risiko. Während der Finanzkrise 2008 führten große Kursverluste bei VW und Continental zu enormen Verlusten für Porsche und die Schaeffler-Gruppe. Orcel hat jedoch eine zusätzliche Absicherungsschicht eingeführt, um das Risiko solcher Verluste zu minimieren. Dieser sorgfältige Beteiligungsaufbau unterstreicht Orcels Absicht, die Kontrolle über die Commerzbank zu erlangen, trotz politischer Widerstände. „Kannst du mich jetzt hören?“, fragte ein Insider mit Blick auf Orcels strategischen Schachzug.