Der plötzliche Bruch der Berliner Ampel-Koalition kommt für viele überraschend. Ähnlich wie bei einem unerwarteten verstauchten Fuß trifft ein solches politisches Ende nie zu einem wirklich günstigen Zeitpunkt. Dennoch gibt es Momente, in denen die Auswirkungen besonders gravierend sind. So ist der aktuelle Zerfall der Bundesregierung nicht nur ein innerpolitisches Beben, sondern hat auch internationale Konsequenzen, insbesondere für die Europäische Union.
Deutschland, von vielen EU-Staaten als führend in der europäischen Gestaltungspolitik angesehen, hat in letzter Zeit an Impulskraft eingebüßt. Diese Entwicklung spiegelt sich exemplarisch in den deutsch-französischen Beziehungen wider. Der so oft beschworene deutsch-französische Motor der EU, entscheidend für viele Fortschritte in der Gemeinschaft, geriet während der Ampel-Zeiten ins Stottern und fand nicht mehr richtig in die Spur.
Während Deutschland mit internen politischen Scharmützeln beschäftigt ist, ergreifen andere europäische Akteure die Gelegenheit, um ihre eigenen Akzente zu setzen. Allen voran der ungarische Autokrat Victor Orban und die italienische Rechts-Politikerin Giorgia Meloni nutzen die verworrene Lage, um ihre Einflussbereiche zu stärken und neue europäische Perspektiven zu eröffnen.