Der Energiesektor, insbesondere der Ölmarkt, spielt eine maßgebliche Rolle für die globale und amerikanische Wirtschaft. Ein bemerkenswerter Wendepunkt trat im Jahr 2020 ein, als die USA erstmals seit 1949 zu einem Nettoexporteur von Erdöl wurden. Gekoppelt an diese Entwicklung wuchs der US-Ölexport im Jahr 2022 auf ein Rekordniveau von 1,26 Millionen Barrel pro Tag, während die Produktion mit 20,08 Millionen Barrel pro Tag fast den inländischen Verbrauch von 20,28 Millionen Barrel deckte. Dennoch bleibt die Abhängigkeit von Importen bestehen, da US-Schieferöl chemisch anders ist als das importierte saure Öl aus dem Nahen Osten und daher nicht in denselben Volumina verarbeitet werden kann.
Entgegen der Annahme, dass weniger Regulierung und mehr Bohraktivitäten dauerhaft förderlich für die Branche seien, zeigt die Realität eine nuanciertere Perspektive. Kurzfristig profitieren Unternehmen mit hoher Produktionskapazität von weniger Regulierungen. Langfristig können jedoch Überkapazitäten und sinkende Ölpreise eine Herausforderung darstellen, insbesondere angesichts des Ziels der US-Regierung, bis 2030 die Hälfte der Neuwagen als Elektrofahrzeuge auf die Straßen zu bringen. Strengere Regulierungen könnten dazu führen, dass Ölproduzenten höhere Margen anstreben müssen, was wiederum die Produktionseffizienz steigern und langfristig zu höheren Gewinnen führen könnte.
Die Performance von Energieaktien hängt stark vom Energiepreis ab, wie das Jahr 2022 zeigte, als der Energie-ETF von State Street infolge der russischen Invasion in der Ukraine um 54 % anstieg. Allerdings ist der Ausblick für 2024 weniger optimistisch, da Brent Crude derzeit bei rund 78,5 USD pro Barrel gehandelt wird, mit einer Prognose von 89 USD pro Barrel für die zweite Jahreshälfte. Zudem könnte ein Rückgang des chinesischen Ölverbrauchs den Markt überversorgen, was potenziell zu fallenden Ölpreisen und damit sinkenden Aktienbewertungen führen würde.
Im Umfeld dieser Marktdynamik rangiert Ovintiv auf Platz 5 der besten amerikanischen Energiewerte laut Analysten. Das in Colorado ansässige Unternehmen hat seine Aktivitäten im Permian-Becken, einem der größten Öl-Fördergebiete Amerikas, im Jahr 2023 durch eine Übernahme im Wert von 4,3 Milliarden USD ausgebaut. Effizienzzuwächse durch das sogenannte 'Trimul-frac'-Verfahren, das Kosteneinsparungen von 125.000 USD pro Bohrloch ermöglicht, sind Teil der Unternehmensstrategie. Dennoch belastet ein erhöhter Schuldenstand von 6 Milliarden USD die Bilanz, während der freie Cashflow 2023 um 600 Millionen USD auf 1,4 Milliarden USD sank.
Die zukünftige Kursperformance von Ovintiv wird stark von Produktionssteigerungen, Schuldenabbau und Effizienzverbesserungen abhängen. Trotz des Potenzials von Ovintiv sind AI-Aktien nach wie vor vielversprechender, was schnellere und höhere Renditen betrifft.
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