20. Januar, 2025

Wirtschaft

Amerikanische Energie: Der Joker in Trumps Außenhandelsstrategie

Amerikanische Energie: Der Joker in Trumps Außenhandelsstrategie

Die Wiederwahl von Donald Trump als US-Präsident hat asiatische und europäische Energieimporteure zu einer bemerkenswerten Strategie veranlasst: mehr Öl und Gas aus den USA zu beziehen. Vor dem Hintergrund drohender Strafzölle auf Handelsüberschüsse mit den Vereinigten Staaten prüfen Länder wie Südkorea, Taiwan und Vietnam verstärkt die Beschaffung von Energie von einem der führenden Ölexporteure der Welt.

Bereits seit Trumps Wahlsieg verzeichnen Experten eine deutliche Bewegung in der Energiepolitik der Handelspartner. Saul Kavonic, Energieanalyst bei MST Marquee, betont, dass der Kauf von US-Flüssigerdgas (LNG) als vorteilhaft in den Verhandlungen über Zölle gesehen wird. Trump, der sich als Verfechter fossiler Brennstoffe präsentiert, könnte damit US-LNG-Exporte erheblich ausweiten und seinen Entwicklern im internationalen Wettbewerb einen Vorteil verschaffen.

Mit der geplanten Aufhebung von Bidens Stopp für neue LNG-Exporte könnte der heimische Energiesektor einen Schub erleben. Laut Kazuhiro Ikebe von Kyushu Electric Power Co könnte dies den Energiepreismarkt stabilisieren—eine willkommene Entwicklung angesichts der Preisvolatilität seit Beginn des Ukraine-Krieges 2022.

Außerhalb der USA, insbesondere in Europa, wird die Abkehr von russischem Gas die Nachfrage nach amerikanischem LNG weiter verstärken. Trump hat der EU bereits angedroht, Zölle auf europäische Waren zu erheben, sollten nicht mehr Käufe amerikanischer Energie erfolgen. Dies hat sogar die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dazu veranlasst, zügig Gespräche über LNG-Exporte mit Trump aufzunehmen.

Die Marktreaktionen könnten dennoch kurzfristig eingeschränkt bleiben. Ein großer Teil der US-Exporte ist durch langfristige Verträge gebunden. Allerdings versprechen Händler, bedeutende Lieferverträge im Wert von Milliarden, um geplante US-Projekte voranzutreiben. Auch das lange angestaute Alaska-LNG-Projekt könnte unter der neuen Regierung an Fahrt gewinnen.

Schließlich könnte Trumps Energiepolitik als taktisches Mittel im Handel mit China dienen. Marco Rubio, Trumps designierter Außenminister, sieht LNG als „Hebel“ in Verhandlungen mit China, um die Handelsbeziehungen zugunsten der USA zu lenken. Die Drohungen scheinen bereits Wirkung zu zeigen: Führungskräfte weltweit äußern den Wunsch, den wachsenden Handelsüberschuss mit den USA zu verringern.