Amerikaner geraten zunehmend unter finanziellen Druck. Eine aktuelle Studie von Edelman Financial Engines zeigt, dass fast 60% der Befragten der Meinung sind, ein jährliches Einkommen von mindestens 100.000 US-Dollar zu benötigen, um sich keine Sorgen mehr über tägliche Ausgaben machen zu müssen. Besonders frappierend: Rund die Hälfte dieser Gruppe setzt die Messlatte sogar auf 200.000 US-Dollar oder höher.
Die Untersuchung, betitelt „Everyday Wealth in America“, konstatiert eine allgemeine Unsicherheit bezüglich der eigenen finanziellen Lage. Dabei reicht das Spektrum der Sorgen von Kreditkartenschulden bis hin zur Unsicherheit, wie die kommende Präsidentschaftswahl die Finanzen beeinflussen könnte. Ein Drittel der Befragten sieht sich gar nicht in der Lage, jemals vollständig in den Ruhestand zu gehen.
Isabel Barrow, Direktorin für Finanzplanung bei Edelman, betont, dass selbst wohlhabende Amerikaner oft wenig Vertrauen in ihre finanzielle Situation haben. Ursachen hierfür könnten unter anderem die Inflation oder politische Unsicherheiten sein. Die steigenden Lebenshaltungskosten der letzten Jahre haben das Einkommen, das für finanzielle Stabilität notwendig ist, neu definiert. Der Kauf eines Eigenheims beispielsweise erfordert heute weitaus größere finanzielle Mittel als in früheren Generationen.
Was früher als Zeichen von Wohlstand galt, nämlich ein Einkommen von 100.000 US-Dollar, wird heute lediglich als Basis für finanzielle Stabilität angesehen. Nur 12% der Befragten betrachten sich als wohlhabend, und sogar unter jenen, die objektiv reich sind, erkennen lediglich 40% ihren Wohlstand an.
Die Studie verdeutlicht auch eine wachsende finanzielle Besorgnis: 33% der Befragten geben an, sich um ihre Finanzen zu sorgen, ein Anstieg von 29% im Vorjahr. Trotz starker Börsen und Lohnsteigerungen, die seit Mai 2023 die Inflation überholen, bleibt die Inflation die größte Sorge, nun gleichauf mit dem aktuellen politischen Klima.
Interessanterweise führt die politische Unsicherheit dazu, dass ein Fünftel der Befragten finanzielle Entscheidungen aufgrund von Wahlen trifft, beispielsweise durch Anpassungen bei Investitionen oder Sparmaßnahmen. Doch solche politisch motivierten Finanzentscheidungen sind laut Barrow oft nicht empfehlenswert, da sie auf Markt-Timing basieren, welches als finanziell riskant gilt. Langfristig gesehen, so Barrow, spielt es keine Rolle, wer an der Macht ist – die Märkte haben sich historisch gesehen stets nach oben entwickelt.