Amazon testet aktuell ein neues Werbeprogramm, das Medienunternehmen dafür bezahlt, Leser auf die Plattform zu lenken – unabhängig davon, ob ein Kauf getätigt wird oder nicht.
Dieses Modell, bekannt als Native Commerce Advertising (NCA), soll eine ergänzende Einnahmequelle für digitale Publisher sein, die mit schrumpfenden Werbeeinnahmen und einem herausfordernden Marktumfeld zu kämpfen haben.
Wie funktioniert das neue Modell?
Im Gegensatz zum bestehenden Amazon-Associates-Programm, das Verlage nur bei einem erfolgreichen Kauf mit einer Umsatzbeteiligung belohnt, bietet NCA bereits eine Vergütung für die bloße Weiterleitung von Nutzern.
Der Kosten-pro-Klick (CPC)-Ansatz soll es Medienunternehmen erleichtern, stabile Einnahmen zu erzielen – doch die genaue Höhe dieser Vergütungen variiert stark.
Aktuelle Testteilnehmer berichten von Klickpreisen zwischen 20 und 60 Cent, wobei die langfristige Rentabilität des Modells noch unklar bleibt.
Welche Medien sind dabei?
Laut Berichten nehmen namhafte Medienunternehmen wie CNN, Vox Media und Future am Pilotprojekt teil. Amazon plant eine umfassendere Einführung des Programms im Laufe des Jahres.
Ein lukratives, aber potenziell riskantes Modell für Verlage
Für Publisher könnte NCA eine willkommene neue Einnahmequelle sein, insbesondere in Zeiten steigenden Konkurrenzdrucks und sinkender Werbeeinnahmen.
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So verzeichnete die New York Times im vierten Quartal 2024 rund 95 Millionen US-Dollar an "sonstigen Einnahmen", zu denen unter anderem das Produktbewertungsportal Wirecutter gehört. Programme wie NCA könnten solchen Geschäftsmodellen zusätzliche Impulse verleihen.
Allerdings besteht auch die Gefahr, dass Verlage dazu verleitet werden, Produkte mit höheren Klickpreisen zu bevorzugen – unabhängig von deren Qualität. Amazon selbst soll laut Insidern Publisher sogar dazu ermutigt haben, Anbieter mit höheren CPC-Werten zu bevorzugen. Dies könnte langfristig die redaktionelle Glaubwürdigkeit von Produktbewertungen und Empfehlungen untergraben.
Ein weiteres Kapitel im Kampf um Werbeeinnahmen
Amazon verfolgt mit NCA eine doppelte Strategie: Einerseits ermöglicht es dem Konzern, sein Werbeinventar zu erweitern, ohne die bereits umkämpften Top-Platzierungen in den Suchergebnissen weiter mit gesponserten Anzeigen zu überladen. Andererseits positioniert sich Amazon damit als essenzielle Plattform für Publisher, die nach alternativen Monetarisierungsmethoden suchen.
Der Konkurrenzdruck für Medienunternehmen steigt zusätzlich, da Google bereits 2024 strenger gegen Affiliate-Seiten vorging, die sich durch Drittanbieter-Inhalte in den Suchergebnissen nach oben ranken wollten. Dadurch verloren einige Publisher, darunter CNN, USA Today und Forbes Marketplace, signifikant an Sichtbarkeit und Einnahmen.
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