Amazon hat als weiterer Technologiegigant seine Unterstützung für die Kernenergie bekanntgegeben und sich damit Microsoft und Google angeschlossen, die bereits zuvor langfristige Vereinbarungen zur Nutzung von Kernenergie für ihre Rechenzentren getroffen hatten.
Im Rahmen dieser Ankündigung hat Amazon drei bedeutende Abkommen geschlossen, darunter eine Investition in das Startup X-Energy sowie zwei Entwicklungsvereinbarungen, die darauf abzielen, rund 300 Megawatt Kapazität im pazifischen Nordwesten und in Virginia aufzubauen – beides wichtige Standorte für Datenzentren.
Die Abkommen umfassen den Bau von kleinen modularen Reaktoren (SMR), welche nur einen Bruchteil der Leistung moderner Kernkraftwerke erzeugen, jedoch schneller und kostengünstiger zu errichten sein sollen. Amazon rechnet damit, dass diese Reaktoren in den frühen 2030er Jahren Strom erzeugen werden.
Im pazifischen Nordwesten sieht die Vereinbarung mit dem Energy Northwest-Konsortium von lokalen Versorgungsunternehmen den Bau von vier SMRs vor, die zusammen etwa 320 Megawatt produzieren. Eine zukünftige Erweiterung könnte die Kapazität auf 960 Megawatt erhöhen. In Virginia erkundet Amazon gemeinsam mit Dominion die Entwicklung von SMRs mit einer Kapazität von 300 Megawatt in der Nähe von North Anna.
Diese Projekte sollen voraussichtlich Technologien von X-Energy nutzen, einem SMR-Startup aus Rockville, Maryland. Amazons Climate Pledge Fund führt eine neue Finanzierungsrunde in Höhe von 500 Millionen US-Dollar an, an der auch andere Investoren wie Citadel-Gründer Ken Griffin, NGP und die Universität von Michigan beteiligt sind. Damit erhöht sich die Gesamtsumme des Unternehmens auf 385 Millionen US-Dollar.
X-Energy hat sich auf Hochtemperatur-Gasreaktoren spezialisiert, einen Ansatz, der kürzlich in Japan und China wieder Auftrieb erhielt. Die Entwicklungspläne von X-Energy umfassen die Errichtung des ersten Reaktors an einem Dow-Chemiewerk in der Nähe von Corpus Christi, Texas, sowie die Ausweitung ihrer Kapazität auf 5.000 Megawatt in den USA bis 2039.
Die neuen Vereinbarungen mit Amazon, ähnlich wie Googles kürzliches Abkommen mit Kairos, geben der Kernspaltung Rückenwind gegenüber den wachsenden Fortschritten in der Kernfusion und erneuerbaren Energien wie Solar- und Windkraft, die in den letzten Jahren deutlich günstiger geworden sind. Trotz der weiten Verbreitung von Kernkraft haben sich neue Reaktordesigns bislang noch nicht bewährt und stehen im Wettbewerb mit anderen kohlenstofffreien Energiequellen, die in naher Zukunft eine Dekarbonisierung des Stromnetzes versprechen.