13. September, 2024

Technologie

Amazon setzt auf Atomkraft: Ein strategischer Schachzug für die Zukunft der Künstlichen Intelligenz

Amazon setzt auf Atomkraft: Ein strategischer Schachzug für die Zukunft der Künstlichen Intelligenz

Amazon ist längst nicht mehr nur ein Gigant des Onlinehandels oder ein führender Anbieter von Datenzentren. Ein überraschender Schritt im März zeigt, dass das Technologieunternehmen nun auch ein Player im Bereich der Kernenergie ist. Amazons Tochtergesellschaft AWS erwarb für 650 Millionen Dollar ein kernkraftbetriebenes Datenzentrum von Talen Energy in Pennsylvania.

Auf den ersten Blick untermauert dieser Deal die ehrgeizigen Expansionspläne von Amazon. Bei genauerem Hinsehen spiegelt die Übernahme jedoch ein tieferliegendes Problem: den unaufhaltsamen Energiehunger, den Künstliche Intelligenz (KI) verursacht.

Die Nachfrage nach Energie ist besonders drängend im Bereich der KI. AWS entschied sich für den Kauf des atomar betriebenen Datenzentrums, um sein rasch wachsendes KI-Datenzentrum direkt neben einer stabilen Energiequelle zu betreiben. Dieser Schritt verdeutlicht die Notwendigkeit, dem enormen Energiebedarf von KI gerecht zu werden.

Auch andere Technologieunternehmen wie Google, Apple und Tesla arbeiten intensiv an neuen KI-Produkten und -Diensten, die immense Rechnerleistung und somit erhebliche Mengen an Elektrizität benötigen. Schätzungen zufolge könnte der weltweite Energiebedarf infolge von KI bis 2027 um 64 % steigen und jährlich bis zu 134 Terawattstunden erreichen – vergleichbar mit dem Stromverbrauch von Ländern wie den Niederlanden oder Schweden.

Laut Pew Research greifen mehr als die Hälfte der Amerikaner täglich auf KI zurück. Sasha Luccioni, eine renommierte Forscherin und Leiterin für KI und Klima bei Hugging Face, betont, dass der Energieverbrauch während des Trainings von KI-Modellen erheblich ist. Die echte Herausforderung liege jedoch in der Einsatzphase, die weitaus mehr Energie erfordert.

Dies ist besonders relevant für Unternehmen wie Microsoft, Alphabet, Meta und Amazon, die hyperskalierbare KI-Anwendungen anbieten. Allein diese vier Unternehmen werden im Jahr 2024 voraussichtlich 189 Milliarden Dollar in KI investieren.

Goldman Sachs prognostiziert, dass der weltweite Energiebedarf von Datenzentren bis 2030 um 160 % steigen könnte. Dies belastet bestehende Energienetze zusätzlich, besonders in den USA, wo viele Übertragungsleitungen veraltet sind.

Erneuerbare Energien können den steigenden Energiebedarf nicht vollständig decken. Microsoft und Google räumen in ihren Nachhaltigkeitsberichten ein, dass ihre KI-Initiativen die Erreichung ihrer Klimaziele behindern. Dennoch bleiben Investitionen in erneuerbare Energien von zentraler Bedeutung.

Microsoft unterzeichnete im Mai 2024 das größte Power Purchasing Agreement aller Zeiten mit Brookfield, um über 10,5 Gigawatt neue erneuerbare Energiekapazitäten weltweit bereitzustellen. Auch Amazon investiert massiv in erneuerbare Energien und bleibt der weltweit größte Abnehmer solcher Energiequellen.

Neben Nachhaltigkeitsinitiativen setzen Technologiefirmen auch auf Effizienzsteigerungen. Google entwickelt beispielsweise speziell für KI optimierte Chips, und Nvidia behauptet, dass seine neuesten GPUs den Energiebedarf für KI-Modelle erheblich senken können.

Die Energiekrise der Technologiewelt könnte möglicherweise auch mit Hilfe der KI selbst gelöst werden. Laut Luccioni könnte KI zur Vorhersage und Behebung von Infrastrukturproblemen beitragen, was Energieverluste während der Übertragung und Speicherung minimieren würde.