Amazon spürt die Kaufzurückhaltung seiner Kunden deutlich, doch das hindert den Konzern nicht daran, massiv in Künstliche Intelligenz zu investieren. Der weltgrößte Online-Händler nimmt bewusst geringere Gewinne in Kauf, um sich strategisch auf die neuen Technologien auszurichten. Diese Entwicklung stößt bei den Anlegern auf wenig Gegenliebe: Die Aktie verlor am Freitag im vorbörslichen Handel über acht Prozent.
Kunden achten zunehmend auf das Preis-Leistungs-Verhältnis und bevorzugen günstigere Artikel gegenüber Markenprodukten, erläuterte Amazon bei der Präsentation der Zahlen für das zweite Quartal. Dieser Trend dürfte laut Unternehmen auch in den kommenden Monaten anhalten.
Amazon-Chef Andy Jassy blickt mit Vorsicht auf die kommenden Monate. Der Konzern prognostiziert für das laufende Quartal Umsatz in einer Spanne von 154 bis 158,5 Milliarden Dollar. Analysten hatten durchschnittlich mit etwa 158 Milliarden Dollar gerechnet.
Der vorsichtige Ausblick und die anhaltende Konsumschwäche festigen die Annahme pessimistischer Analysten, dass Amazon mehr Rabatte bieten muss, um Kunden zu gewinnen. Analyst Brad Erickson von der Bank RBC meinte dazu, das Preisniveau sei seit dem vergangenen Jahr niedrig, aber unverändert.
Im letzten Quartal stieg der Umsatz im Jahresvergleich um zehn Prozent auf rund 148 Milliarden Dollar. Auch hier hatten die Marktteilnehmer etwas höhere Erwartungen. Der Gewinn konnte sich jedoch im zweiten Quartal von 6,75 Milliarden Dollar im Vorjahr auf knapp 13,5 Milliarden Dollar fast verdoppeln.
Hervorzuheben ist zudem die starke Performance der Cloud-Sparte AWS, deren Umsatz um 19 Prozent auf 26,3 Milliarden Dollar zulegte. Damit überraschte Amazon positiv, da Analysten etwa 26 Milliarden Dollar prognostiziert hatten.
Amazon setzt auf das wachsende Bedürfnis nach Rechenleistung für KI-Anwendungen und plant, in den kommenden Monaten noch mehr zu investieren. Finanzchef Brian Olsavsky berichtet von Investitionen in Höhe von 30,5 Milliarden Dollar im ersten Halbjahr, die auch Ausgaben für AWS-Rechenzentren umfassen. Weitere Investitionen sind für die zweite Hälfte des Jahres geplant.