Das Münchner Vergleichsportal Check24 steht aktuell im Zentrum einer hitzigen Debatte um Altersdiskriminierung.
Eine kürzlich eingeführte Einstellungspolitik, die sich ausschließlich auf Kandidaten mit bis zu zwei Jahren Berufserfahrung konzentriert, hat sowohl rechtliche Fragen als auch interne Besorgnisse hervorgerufen.
Neue Richtlinien rufen Kritik hervor
Ein internes Dokument, das im April 2024 unter dem Titel „2×2 Recruiting Guideline für PM, IT & Data Science“ veröffentlicht wurde, legt offen, dass Check24 für die kommenden zwei Jahre nur noch Berufseinsteiger in bestimmten Schlüsselbereichen einstellen möchte.
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Laut Dokument zielt diese Maßnahme darauf ab, eine Unternehmenskultur zu fördern, die unkonventionelle Ideen und steile Lernkurven bevorzugt, wobei die Bezahlung auf Fähigkeiten und Einsatz basiert, statt auf Betriebszugehörigkeit und Gehaltsstufen.
Rechtliche Bedenken
Experten sehen in dieser Richtlinie einen potenziellen Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Marc-Oliver Schulze, ein renommierter Arbeitsrechtsanwalt aus Berlin, erklärt:
„Diese scheinbar neutrale Vorgabe führt zu einer mittelbaren Diskriminierung älterer Arbeitskräfte, da diese in der Regel mehr als zwei Jahre Berufserfahrung besitzen.“
Der Jurist Till Bender vom DGB Rechtsschutz stimmt zu und betont, dass ältere Menschen natürlich häufig über umfangreichere Berufserfahrung verfügen und somit indirekt ausgeschlossen werden.
Interne Reaktionen
Die Richtlinie hat auch intern für Unruhe gesorgt. „Wer über 30 ist, fühlt sich in dieser Firma unsicher“, berichtet ein Insider, der anonym bleiben möchte.
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Diese Befürchtungen werden durch das Fehlen institutionalisierter Arbeitnehmervertretungen wie eines Betriebsrats verstärkt, was den Mitarbeitern wenig Raum für offizielle Beschwerden lässt.
Einsparpotenzial versus ethische Bedenken
Ein langjähriger Mitarbeiter von Check24 sieht in der neuen Richtlinie nicht nur eine kulturelle, sondern auch eine finanzielle Strategie:
„Jüngere, direkt von der Uni, sind nicht nur formbarer, sondern auch deutlich kostengünstiger.“
Diese Wirtschaftlichkeit könnte für das Unternehmen attraktiv sein, wirft jedoch Fragen hinsichtlich der ethischen Aspekte der Personalpolitik auf.
Ausblick und mögliche Konsequenzen
Sollten die Betroffenen gegen die Richtlinie vorgehen, könnte Check24 rechtlichen Herausforderungen und möglicherweise Schadensersatzforderungen gegenüberstehen.
Die Situation legt eine tiefere Diskussion über die Balance zwischen Unternehmenszielen und ethischer Personalpolitik nahe und könnte langfristige Auswirkungen auf das Image und die Arbeitskultur bei Check24 haben.