17. Dezember, 2024

Startups & VC

Allianz der Gegensätze: Maschmeyer und DVAG vereint in Venturecapital

Nach jahrelanger Rivalität schließen der AWD-Gründer Carsten Maschmeyer und die DVAG eine überraschende Partnerschaft. Gemeinsam setzen sie auf junge Start-ups und vereinen enorme Finanzkraft.

Allianz der Gegensätze: Maschmeyer und DVAG vereint in Venturecapital
Einst erbitterte Konkurrenten, vereinen Carsten Maschmeyer und die DVAG jetzt ihre Kräfte in einem 175-Millionen-Euro-Fonds, der auf europäische B2B-Start-ups setzt.

Zwei einstige Feinde, ein gemeinsames Ziel

Carsten Maschmeyer, bekannt als schillernder Gründer des Finanzvertriebs AWD, und die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) waren einst erbitterte Gegner. Klagen, Vorwürfe und Schlagabtausche in der Öffentlichkeit prägten über Jahre das Bild ihrer Beziehung.

Umso überraschender ist die Nachricht, dass die DVAG nun als Investor bei Maschmeyers Beteiligungsgesellschaft Alstin Capital eingestiegen ist. Ein ungewöhnlicher Schritt, der nicht nur die Branche, sondern auch die öffentliche Wahrnehmung ihrer Rivalität neu definieren könnte.

Ein Deal mit historischem Gewicht

Laut Eintragungen im Handelsregister, die kürzlich publik wurden, hat die DVAG Anteile an Maschmeyers Fonds übernommen. Der genaue Umfang der Investitionen bleibt jedoch ein Geheimnis. Weder Alstin Capital noch die DVAG äußern sich zu den Details – ein Schweigen, das den spekulativen Raum für Interpretationen und strategische Beweggründe erweitert.

Die ungewöhnliche Zusammenarbeit zwischen Maschmeyer und der DVAG wirft Fragen auf: strategisches Kalkül oder eine neue Ära der Kooperation in der Finanzbranche?

Für Branchenkenner kommt die Entwicklung jedoch nicht ganz unerwartet.

„Die Grenzen zwischen Finanzvertrieb, Vermögensverwaltung und Venturecapital verschwimmen zunehmend“, erklärt ein Experte.

Vermögensverwalter wie die DVAG suchen verstärkt nach neuen Wegen, um Renditen zu sichern – und Start-ups bieten ein vielversprechendes Risiko-Rendite-Profil.

Start-ups als Schlüssel zur Zukunft

Mit 175 Millionen Euro plant Maschmeyers Alstin III, frühphasige B2B-Software-Unternehmen in Europa zu unterstützen. Der Fonds war bei seiner Auflage Ende November stark überzeichnet.

Neben institutionellen Investoren wie Banken und Versicherungen sind auch prominente Persönlichkeiten wie Fußballstars Toni Kroos, İlkay Gündoğan und Niklas Süle an Bord.

Der Fokus liegt auf technologischem Fortschritt und disruptiven Geschäftsideen. „Wir investieren in Innovationen, die das Potenzial haben, traditionelle Märkte neu zu definieren“, sagt ein Sprecher von Alstin Capital.

Nach Jahren rechtlicher Auseinandersetzungen und öffentlicher Anfeindungen machen Maschmeyer und die DVAG gemeinsame Sache – ein strategischer Pakt in einer dynamischen Finanzwelt.

Die Allianz der Superreichen

Die Partnerschaft zwischen Maschmeyer und der Eigentümerfamilie Pohl, die hinter der DVAG steht, ist nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine symbolische Allianz.

Beide Namen finden sich regelmäßig in den Listen der reichsten Deutschen. Ihr gebündeltes Kapital und Netzwerk versprechen, den neuen Fonds zu einem Schwergewicht in der Start-up-Landschaft zu machen.

Doch der Schritt könnte auch einen strategischen Zweck verfolgen: Die Branche für Finanzvertrieb steht unter wachsendem Druck. Digitalisierung, regulatorische Anforderungen und der Wandel hin zu nachhaltigen Investitionen zwingen selbst etablierte Akteure, ihre Geschäftsmodelle zu diversifizieren.

Vom Konflikt zur Kooperation

Der Weg von der Rivalität zur Partnerschaft ist bemerkenswert. Einst standen Maschmeyer und die DVAG für zwei konträre Philosophien im Finanzvertrieb. Während der AWD eine aggressive Expansionsstrategie fuhr, setzte die DVAG auf familiäre Werte und eine stärkere Kontrolle. Ihre Differenzen führten zu Gerichtsverfahren und massiven gegenseitigen Anschuldigungen – von Wettbewerbsverstößen bis hin zu gezielten Rufschädigungen.

Dass ausgerechnet diese beiden Parteien nun gemeinsame Sache machen, wirft Fragen auf. Ist dies ein Zeichen für eine neue Ära der Kooperation in der Finanzbranche? Oder ein rein strategischer Schritt, um die eigene Position in einem sich rasant verändernden Marktumfeld zu stärken?