Eine Verschärfung der Regeln für den Alkoholkonsum von Minderjährigen steht im Zentrum der aktuellen Diskussionen in Deutschland. Burkhard Blienert (SPD), der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, fordert ein generelles Alkoholverbot für Personen unter 18 Jahren. Diese Forderung äußerte Blienert erneut gegenüber der „Rheinischen Post“ und bekräftigte damit seine schon seit langer Zeit bestehende Position.
Derzeit erlaubt das Jugendschutzgesetz Jugendlichen den Konsum alkoholischer Getränke wie Bier oder Wein in Begleitung Sorgeberechtigter ab 14 Jahren. Diese Regelung stößt auf deutliche Kritik von Blienert: „Vom begleiteten Trinken ab 14 Jahre halte ich gar nichts“, so der Bundesdrogenbeauftragte. Er betonte die schädlichen Auswirkungen von Alkohol, insbesondere auf die Gehirnentwicklung bei Heranwachsenden.
Unterstützung erhält Blienert von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der sich ebenfalls gegen das „begleitete Trinken“ aussprach. Die Gesundheitsministerkonferenz der Länder hatte im Juni beschlossen, die Jugendschutzregeln bis November genauer zu überprüfen und entsprechende Anpassungen zu diskutieren. „Ich finde es sehr gut, dass die Gesundheitsminister aller Länder jetzt zumindest mal über ein striktes 'ab 16' diskutieren. Die Debatte anzuschieben, hat sich gelohnt“, äußerte sich Blienert dazu.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DEG) riet kürzlich in einem Positionspapier vom Alkoholkonsum ab und hob aus, dass es keine gesundheitlich unbedenkliche Menge gebe. Die Fachgesellschaft betonte, dass Alkohol eine psychoaktive Droge sei und als Ursache für über 200 gesundheitliche Probleme identifiziert worden sei. Besonders für Kinder, Jugendliche, Schwangere und stillende Frauen sei Alkoholkonsum strikt zu vermeiden.
Auch andere Fachgesellschaften wie die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) und die Bundesärztekammer (BÄK) fordern in jüngsten Veröffentlichungen verstärkte Maßnahmen gegen Alkoholkonsum. Sie betonen die weitreichenden negativen Folgen für Konsumierende und deren soziales Umfeld und fordern umfassendere Präventionsmaßnahmen.
Die Ansicht, dass moderater Alkoholkonsum gesundheitsfördernd sein könnte, basiert teilweise auf verzerrten Forschungsergebnissen. Forscher der kanadischen Universität Victoria stellten fest, dass Mängel im Studiendesign vergangener Untersuchungen zu fehlerhaften Aussagen führten. Frühere Studien hatten fälschlicherweise nahegelegt, dass geringer Alkoholkonsum gesundheitsfördernd sein könnte.
Es zeigt sich: Die Erkenntnisse über Alkohol und seine Auswirkungen werden zunehmend differenzierter. Die Diskussion über eine strengere Regulierung, von der Blienert und Lauterbach überzeugt sind, könnte weitreichende Veränderungen im Jugendschutzgesetz nach sich ziehen.