Alice Weidel zieht mit ihrem Besuch bei Viktor Orbán erneut die Aufmerksamkeit auf sich und sorgt für Gesprächsstoff in der politischen Landschaft. Als promovierte Ökonomin erhebt sie Ungarn zum Vorbild für Deutschland, obwohl die ungarische Realität in vielen Aspekten deutlich von Deutschland abweicht. Orbán zelebriert Weidel als „Zukunft Deutschlands“, eine Aussage, die ihre eigene Partei, die AfD, in ein besonders kontroverses Licht rückt. Die überschwänglichen Worte Weidels erscheinen jedoch ob der aktuellen Lage Ungarns als fragwürdig. Ungarn rangiert laut des jüngsten Korruptionsindexes von Transparency International auf dem letzten Platz innerhalb der EU. Wirtschaftlich betrachtet ist das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf signifikant niedriger als in Deutschland, während Arbeitslosigkeit und Inflation in dem osteuropäischen Land weiter steigen. Mit über 17 Prozent lag die Inflation 2023 weit über der deutschen Rate von knapp unter sieben Prozent, und Ungarn profitiert als großer Nettoempfänger von EU-Geldern, während Deutschland als größter Nettozahler fungiert. All dies zeigt auf, dass Ungarn, bei allen heimischen Herausforderungen Deutschlands, kaum als Modell für die Bundesrepublik dienen kann. Fragen zur Lage der Bürgerrechte bleiben in dieser Diskussion ebenso unbeantwortet und werfen einen Schatten auf die Aussagen von Weidel.