Die syrischen Rebellen unter der Führung der Islamistenorganisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS) haben überraschend große Teile der strategisch wichtigen Stadt Aleppo eingenommen. In einem der schwersten Gefechte seit Jahren ist es den Aufständischen erstmals seit 2016 gelungen, in die Millionenstadt vorzudringen. Berichten zufolge reagieren die Regierungstruppen unter Machthaber Baschar al-Assad mit einer Truppenverstärkung im Osten der Stadt, um sich auf einen möglichen Gegenschlag vorzubereiten.
Diese Offensive könnte einen Wendepunkt in dem seit über einem Jahrzehnt andauernden Bürgerkrieg darstellen. Sollte Aleppo tatsächlich langfristig unter die Kontrolle der Rebellen fallen, wäre dies ein empfindlicher Rückschlag für Assad. Der Präsident hatte in den vergangenen Jahren mit russischer und iranischer Unterstützung seine Macht konsolidiert. Russland kündigte an, weiterhin die syrischen Regierungstruppen zu unterstützen und beteiligt sich bereits aktiv an Luftangriffen gegen Rebellenstellungen.
Die jüngsten Entwicklungen im Nordwesten Syriens, insbesondere in der Umgebung von Idlib und Aleppo, zeigen, wie dynamisch sich der Konflikt verändert. Tausende Zivilisten fliehen aus den umkämpften Gebieten in ländliche Regionen, während die Rebellen eine Ausgangssperre über Aleppo verhängten. Die humanitäre Lage bleibt angespannt, und eine politische Lösung ist weiterhin nicht in Sicht.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtet von fast 300 Toten seit Beginn der Offensive, darunter auch zahlreiche Zivilisten. Diese Eskalation hebt erneut das Dilemma der internationalen Gemeinschaft hervor: Trotz der seit 2015 anhaltenden russischen Intervention zur Unterstützung Assads steckt der Konflikt in einer festgefahrenen Position, verschärft durch den verringerten russischen Truppeneinsatz aufgrund des Ukraine-Kriegs. Das syrische Drama, das bereits Millionen Menschen ins Exil trieb, ist weit davon entfernt, gelöst zu sein.