Am Flughafen Leipzig/Halle, der als zweitgrößter Frachtflughafen Deutschlands eine Schlüsselrolle in der europäischen Logistik spielt, kriselt es gewaltig. Die Hoffnungen auf einen schnellen Turnaround durch den Sanierungsexperten Andreas Schafhirt sind jäh gedämpft worden, nachdem dieser wochenlang unauffindbar war.
Was als einfache Personalie begann, hat sich zu einem dramatischen Krimi um verschwundene Führungskräfte und finanzielle Abgründe entwickelt.
Kostenexplosion und Führungswirrwarr
Die Geschichte des Flughafens Leipzig/Halle liest sich wie ein Lehrbuchbeispiel für misslungenes Management. Aufgeblähte Personalkosten und undurchsichtige Verflechtungen in der Führungsebene prägen das Bild.
Dass der neu ernannte Sanierer Schafhirt plötzlich verschwand und seine Frau ihn als vermisst meldete, wirft ein düsteres Licht auf die Zustände am Airport. Die Mitteldeutsche Flughafen AG, zu einem großen Teil im Besitz des Freistaats Sachsen, schweigt sich zu den Vorgängen aus – ein Schweigen, das Raum für Spekulationen lässt.
Ein finanzielles Fass ohne Boden
Die finanzielle Situation am Flughafen ist prekär. Zwischen 2010 und 2023 summierten sich die Verluste auf über 634 Millionen Euro. Allein 2022 betrug der Nettoverlust 36,5 Millionen Euro, und eine Besserung ist nicht in Sicht.
Die Infrastruktur des Airports, einst stolz als moderner ICE-Bahnhof gefeiert, an dem heute nur noch zwei Züge täglich halten, symbolisiert die Überdimensionierung und Fehlplanung.
Kreditklemme und EU-Richtlinien
Die finanziellen Probleme des Flughafens werden durch die kürzlich gerissenen Kreditbedingungen verschärft. Ein Konsortium unter Führung der Commerzbank hat bislang Kredite in Höhe von 137 Millionen Euro bereitgestellt, deren Bedingungen nun nicht mehr erfüllt sind.
Hinzu kommt die drohende EU-Regelung, die ab 2027 keine Ausgleichung von Verlusten durch Steuergelder mehr erlauben könnte. Diese Regelung trifft den bereits defizitären Flughafen Dresden besonders hart, der Teil der gleichen Betreibergesellschaft ist.
Hoffnungsschimmer in düsteren Zeiten?
Als Lichtblick in dieser tristen Situation wird der erfahrene Luftfahrtmanager Ralf Teckentrup gesehen, der für die Sanierung des Flughafens gewonnen werden soll. Teckentrup, bekannt für seine Zeit bei Condor, steht jedoch vor einer Herkulesaufgabe: Er muss nicht nur die finanziellen Löcher stopfen, sondern auch das Vertrauen der Investoren, Mitarbeiter und der Öffentlichkeit in die Fähigkeit des Flughafens zur Selbstrettung wiederherstellen.