Die digitale Welt fest im Griff: Eine aktuelle Forschung der DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf liefert neue Einsichten in das Nutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen im Bereich sozialer Medien. Die Ergebnisse der Untersuchung offenbaren, dass rund 1,3 Millionen Heranwachsende im Alter von 10 bis 17 Jahren Social-Media-Plattformen wie TikTok, Instagram und WhatsApp übermäßig nutzen. Verglichen mit den Zahlen vor der Pandemie hat sich die Zahl der intensiven Nutzer verdreifacht.
Interessanterweise ist im Vergleich zur Vorjahresstudie eine leichte Abnahme im Gebrauch sozialer Medien zu verzeichnen. An Schultagen verbringen die jungen Nutzer, die Sozialmedien zumindest wöchentlich verwenden, durchschnittlich 150 Minuten online, während an Wochenenden und Feiertagen 224 Minuten aufgezeichnet wurden. Diese Zahlen liegen etwas unter den Werten des Vorjahres.
Trotz dieser allgemeinen Abnahme gibt es auch Grund zur Sorge: Die Anzahl derjenigen, die Suchtkriterien erfüllen, liegt bei 360.000 Kindern und Jugendlichen – eine bedeutsame Zahl, die auch wenn sie gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken ist, immer noch beinahe die doppelte Höhe der 2019er Statistik erreicht.
Andreas Storm, Vorsitzender der DAK-Gesundheit, bekräftigt die Wichtigkeit von sozialen Medien im Alltag, betont jedoch zugleich das Erfordernis einer umfassenden Aufklärung über die damit verbundenen Gefahren. Präventionsmaßnahmen und Unterstützungsangebote spielen ebenso eine wichtige Rolle.
Neben der Social-Media-Nutzung zeigt die Studie auch Entwicklungen im Umgang mit digitalen Spielen. Der Anteil der Kinder mit einer hohen Nutzungsdauer, die Suchtkriterien erfüllt, ist hier von 6,3 Prozent auf 4,3 Prozent gesunken, was 270.000 Jugendlichen entspricht. Zudem verbringen junge Menschen weniger Zeit mit digitalen Spielen und Streamingdiensten, was als positives Signal gewertet werden kann.
Für die gewonnenen Daten der Erhebung, die bereits die sechste Befragungswelle darstellt und vom Institut Forsa durchgeführt wurde, wurden rund 1200 Familien befragt. Die repräsentative Stichprobe umfasste jeweils ein Kind im besagten Altersspektrum und ein Elternteil.
Rainer Thomasius, Studienleiter und Ärztlicher Leiter am Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am UKE Hamburg, warnt vor einem "Teufelskreis", in dem psychische Belastungen und exzessive Mediennutzung sich gegenseitig verstärken können. Die Erreichung persönlicher und schulischer Ziele werde durch die übermäßige Nutzung beeinträchtigt, was zu einer Vernachlässigung altersentsprechender Entwicklungsaufgaben führen kann. In diesem Kontext kommt den Eltern eine tragende Rolle in der Steuerung der Mediennutzung ihrer Kinder zu.