Die Bestände von Wildtieren auf unserem Planeten schrumpfen in alarmierendem Tempo. Der frisch publizierte "Living Planet Report 2024", herausgegeben von der Umweltstiftung WWF und der Zoologischen Gesellschaft London, wirft ein ernüchterndes Licht auf den Zustand unserer Natur. Basierend auf Daten von über 5.500 Wirbeltierarten zeigt der Bericht, dass die Bestände von 35.000 untersuchten Populationen – von Säugetieren über Vögel bis hin zu Reptilien – in den vergangenen fünf Jahrzehnten um durchschnittlich 73 Prozent gesunken sind.
Besonders dramatisch stellt sich die Situation in Süßwasserökosystemen dar, die einen Rückgang von 85 Prozent verzeichnen. Auch Land- und Meeresökosysteme bleiben nicht verschont, mit Rückgängen von 69 und 56 Prozent. Geografisch gesehen sind dabei die Regionen Lateinamerika und Karibik am stärksten betroffen, gefolgt von Afrika und der Asien-Pazifik-Region.
WWF-Vorstandsmitglied Kathrin Samson betont die menschgemachten Ursachen der Krise: "Wir zerstören, was uns am Leben hält." Die Gesundheit unserer Ökosysteme ist untrennbar mit der Stabilität unserer Wirtschaft und unserer Lebensgrundlagen verbunden. Umweltverschmutzung, Klimakrise und Lebensraumzerstörungen bedrohen zahlreiche Arten, so auch den Atlantischen Kabeljau im Nordatlantik und der Ostsee, dessen Bestände seit 2000 um 77 Prozent gefallen sind.
Doch es gibt auch Lichtblicke im Artenschutz: Der Wisent konnte in seiner Population wieder anwachsen und auch die Berggorillas im Virunga-Gebirge zeigen Erholungstendenzen. Samson warnt jedoch eindringlich vor der Doppelkrise aus Biodiversitätsverlust und Klimawandel, die die Grenzen des Unumkehrbaren berührt. In den nächsten fünf Jahren müsse eine schnelle Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft erfolgen, um den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen.