In den letzten Jahren schien nichts den unaufhaltsamen Aufwärtstrend der Aktienmärkte stoppen zu können. Der S&P 500 Index stieg zwischen Anfang 2023 und Ende 2024 um über 50% und fügte dem Markt einen Wertzuwachs von 18 Billionen Dollar hinzu. Doch jetzt sieht sich die Börse mit einer neuen Herausforderung konfrontiert: Staatsanleihenrenditen über 5%. Aktienhändler ignorierten monatelang die Warnungen des Anleihemarktes und konzentrierten sich stattdessen auf die versprochenen Steuersenkungen des designierten Präsidenten Donald Trump und die scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz. Doch vergangene Woche gerieten die Risiken in den Fokus, als die Anleiherenditen in bedrohliche Höhen kletterten und die Aktienkurse fielen. Die Rendite von 20-jährigen US-Staatsanleihen überschritt am Mittwoch die 5%-Marke und sprang am Freitag erneut darüber - der höchste Stand seit dem 2. November 2023. Unterdessen erreichten 30-jährige Staatsanleihen am Freitag kurz die 5%-Marke, was zuletzt am 31. Oktober 2023 der Fall war. Diese Renditen sind seit Mitte September um etwa 100 Basispunkte gestiegen, zeitgleich mit der Senkung des Leitzinses der Federal Reserve um denselben Betrag. Auswirkungen auf den Aktienmarkt? Eine offensichtliche Korrelation: Am Freitag fiel der S&P 500 um 1,5% - der schlechteste Tag seit Mitte Dezember. Ein besorgniserregender Ausblick, da der Index für das Jahr 2025 ins Negative rutschte und kurz davor ist, alle Gewinne der Euphorie nach Trumps Wahl zu verlieren. Während für die Anleger eine Marke wie 5% vielleicht eher eine psychologische Hürde darstellt, können solche wahrgenommenen Barrieren „technische Hürden“ schaffen. So erläuterte es Kristy Akullian von Blackrock. Einigermaßen überraschend ist, dass die Erträge aus dem Besitz eines risikoärmeren Vermögenswertes wie 10-jähriger Staatsanleihen höher sind als der Gewinn aus dem S&P 500 - ein Phänomen, das zuletzt 2002 zu beobachten war. Wall-Street-Strategen wie Mike Wilson von Morgan Stanley erwarten für die kommenden sechs Monate eine schwierige Phase für Aktien. In Anbetracht der starken Arbeitsmarktdaten reduzierten Ökonomen am Freitag ihre Erwartungen für Zinssenkungen, was den Weg für die 5%-Marke bei 10-jährigen Anleihen ebnete. Eine besonders verletzliche Position nehmen dabei Investoren ein, die zu selbstzufrieden inmitten überwerteter Aktienmärkte und Unsicherheiten hinsichtlich Trumps Politik geworden sind. Eric Diton von Wealth Alliance wies darauf hin, dass steigende Preise, ein starker Arbeitsmarkt und eine allgemein starke Wirtschaft auf eine mögliche Zunahme der Inflation hindeuten könnten. Hier kommen die „Großen Sieben“ ins Spiel: Unternehmen wie Alphabet, Amazon, Apple, Meta Platforms, Microsoft, Nvidia und Tesla. Diese Unternehmen sind weiterhin Wachstumstreiber und Attraktoren für Investoren. Inmitten einer Zeit, in der die Fed die Zinssätze senkt, aber langsamer als erwartet, raten viele Finanzexperten der Wall Street vorerst zur Vorsicht. Die Märkte stehen vor ungewissen Zeiten, und die Rückkehr zum Qualitätsansatz könnte für Investoren entscheidend sein.