19. September, 2024

Wirtschaft

Ajit Jain reduziert massiven Anteil: Sollten Berkshire Hathaway Investoren beunruhigt sein?

Ajit Jain reduziert massiven Anteil: Sollten Berkshire Hathaway Investoren beunruhigt sein?

Wenn führende Persönlichkeiten großer Unternehmen bedeutende Käufe oder Verkäufe am freien Markt durchführen, erregt das stets Aufmerksamkeit. Besonders bemerkenswert wird es jedoch, wenn dies bei Berkshire Hathaway der Fall ist.

Am letzten Montag hat Berkshire Hathaways Vizepräsident Ajit Jain Aktien des Unternehmens im Wert von 139 Millionen Dollar verkauft, was mehr als die Hälfte seines gesamten Anteils an der Firma ausmacht.

Jain führt seit 38 Jahren Berkleys wichtigsten Geschäftsbereich, die Versicherungen, und wurde von Warren Buffett selbst als noch bedeutender für das Unternehmen bezeichnet als er selbst. Versicherungen sind das Herzstück von Berkshires Geschäften: Sie generieren nicht nur beträchtliche Einnahmen, sondern auch das sogenannte "Float" – liquide Mittel, die Buffett und seine führenden Executives für Investitionen nutzen können.

Buffett brachte 2016 seine immense Wertschätzung für Jain in einem Brief an die Aktionäre zum Ausdruck und erklärte, dass Jain Milliardenwerte für das Unternehmen geschaffen habe. 2018 wurde Jain dann gemeinsam mit Greg Abel zum Vizepräsidenten ernannt, was bisher nur Charlie Munger ebenfalls widerfahren ist. Abel wird als zukünftiger CEO gehandelt, wenn Buffett zurücktritt.

Dass Jain nun über die Hälfte seines Anteils verkauft hat, ist bemerkenswert. Am Montag, den 9. September, veräußerte Jain 200 Aktien der Klasse A zu einem Stückpreis von 695.418 Dollar. Er hielt danach noch 116 Aktien direkt sowie über Familientrusts, und die Jain Foundation besitzt zusätzlich 50 Aktien.

Sollten sich Investoren von Berkshire Hathaway nun Sorgen machen? Einige Faktoren könnten die Beweggründe für Jains Entscheidung beleuchten. Jain ist 73 Jahre alt und diese verantwortungsvolle Position könnte bald in jüngere Hände übergehen. Zudem hat Berkshire in den letzten Jahren seine Versicherungsabteilung durch strategische Akquisitionen wie Alleghany Insurance und einen beträchtlichen Anteil an Chubb erheblich gestärkt. Manche Experten spekulieren sogar darüber, ob Chubb selbst ein zukünftiger Übernahmekandidat für Berkshire sein könnte.

Zwei zusätzliche Gründe könnten für Jains Verkauf sprechen: die jüngste Wertsteigerung von Berkshire und mögliche steuerliche Veränderungen. Der Börsenwert von Berkshire überschritt kürzlich erstmals die 1-Billionen-Dollar-Marke, angetrieben durch eine Gewinnmargen-Ausweitung. Die Aktie wird derzeit zum 1,6-fachen des Buchwertes gehandelt, was einen 10-Jahres-Höchststand darstellt.

Zudem könnten steigende Steuern in den USA Verkäufe begünstigen. Warren Buffett hat selbst bei der letzten Jahresversammlung von Berkshire auf mögliche Steuererhöhungen hingewiesen. Der Körperschaftssteuersatz, welcher 2017 durch das "Tax Cuts and Jobs Act" auf 21% gesenkt wurde, könnte nach 2025 wieder ansteigen. Auch eine Erhöhung der Kapitalertragssteuer für hohe Einkommen ist im Gespräch. Sollte dieser Plan umgesetzt werden, könnte Jains Steuerlast von derzeit 23,8% auf 33% steigen.

Insgesamt dürfte dieser Verkauf also sowohl persönliche Motive Jains reflektieren als auch externe Einflussfaktoren berücksichtigen. Investoren, die Berkshire langfristig halten möchten, sollten jedoch nicht in Panik verfallen. Buffett ist mittlerweile 94 Jahre alt, sodass das Vertrauen in die zukünftigen Führungskräfte wie Abel und die jungen Investmentmanager Combs und Wechsler von Bedeutung ist. Wer jedoch eher nervös ist und über einen teilweisen Verkauf seiner Berkshire-Aktien in den nächsten fünf Jahren nachdenkt, könnte dies in Erwägung ziehen – ähnlich wie Jain.