Die Luftfahrtbranche galt lange als unattraktiv für Investoren: konjunkturabhängig, kapitalintensiv und mit geringen Gewinnspannen. Doch aktuelle Kursentwicklungen zeichnen ein anderes Bild. Die Marktkapitalisierung von International Airlines Group (IAG), unter anderem Muttergesellschaft von British Airways, stieg dieses Jahr um fast zwei Drittel. Jet2, ein Erfolg an der AIM-Börse, verzeichnete einen Anstieg von 30 Prozent. Die zyklische Natur des Sektors zeigt, wie schnell sich negative Markteinschätzungen ins Positive kehren können.
Trotz der Kursgewinne bleiben Zweifel. Die Bewertungen vieler Fluggesellschaften liegen unter den Durchschnittswerten vor der Pandemie, selbst nach zwei Jahren starker Reiselust. Engpässe bei Flugzeuglieferanten wie Boeing und Airbus erschweren die Anpassung an die steigende Nachfrage. Gleichzeitig könnte dies ein heimlicher Vorteil sein, sollten Bedenken über die Nachfragebeständigkeit, die von Gesellschaften wie American Airlines und Ryanair geäußert wurden, zutreffen. Für die meisten in Großbritannien gelisteten Unternehmen bleibt das Risiko überschaubar. IAG, easyJet und Jet2 berichteten kürzlich positives Neues, wohingegen Wizz Air mit Problemen bei Pratt & Whitney-Motoren zu kämpfen hat.
Die Erfolgsstrategien der Airlines variieren. IAG setzt auf profitable Transatlantikstrecken. Jet2 profitiert vom florierenden Pauschalreisegeschäft. Gemeinsam haben alle die Preissetzungsmacht: die Fähigkeit, Kostensteigerungen weiterzugeben, ohne signifikante Einbußen bei den Verkaufszahlen zu erleiden. Christoph Akers berichtet, dass steigende Passagierzahlen um 7 Prozent und eine robuste Nachfrage im Ferienbereich positiv auffallen.
EasyJets Gewinn vor Steuern stieg im Geschäftsjahr um 34 Prozent auf 610 Millionen Pfund dank eines starken Sommerschlussverkaufs. Der Jahresumsatz stieg um 14 Prozent auf 9,31 Milliarden Pfund, insbesondere durch Kapazitätsausweitung, höhere Sitzpreise und eine starke Zunahme von Pauschalreisen. Das Unternehmen erwartet bis 2025 ein Wachstum der Kundenzahlen um ein Viertel und nähert sich dem mittelfristigen Gewinnziel von 250 Millionen Pfund.
Auch Jet2 erlebte einen erfolgreichen Sommer, Kaum unterlag das Unternehmen den Preisdruck seiner Wettbewerber. Die Zahl der Passagiere stieg um 11 Prozent und die der höhermargigen Pauschalreisekunden um 8 Prozent. CEO Michael Fahy stellt fest, dass trotz eines Quartalsverlusts aufgrund der winterlichen Nachfrageschwäche die Jahresergebnisse einschließlich der Lieferung neuer Airbus A321neo-Flugzeuge die Erwartungen übertreffen werden.
Währenddessen kämpft Halfords mit einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Ein Umsatzanstieg im Autowerkstattgeschäft konnte den Rückgang im Einzelhandel kompensieren. Herausforderungen wie Inflation und gestiegene Arbeitskosten belasten dennoch die Gewinne. CFO Jo Hartley erklärt, dass die Fahrradmarktvolumina ein Drittel unter dem Vor-Pandemie-Niveau liegen – eine Herausforderung, die Halford fokussiert angeht.
Trotz aktueller Unsicherheiten bleibt Halfords optimistisch, die gesetzten Ziele zu erreichen. Die Aktie wird nach der Kurssteigerung jedoch 16-fach auf Basis der Gewinnerwartungen gehandelt, was Investoren bezüglich der mittelfristigen Wachstumsaussichten abwägen lässt.