Die Belegschaft von Airbus ist die alljährliche intensive Endjahresphase gut gewohnt. Doch in diesem Jahr gleicht der Endspurt eher einem Marathon, als der europäische Flugzeughersteller bestrebt ist, die versprochenen Auslieferungsziele zu erreichen, obwohl anhaltende Produktionsverzögerungen und Probleme in der Lieferkette den Ausstoß gebremst haben – und das zu einer Zeit, in der der amerikanische Rivale Boeing mit eigenen Schwierigkeiten kämpft. Die jährlichen Auslieferungsziele von Airbus und Boeing sind ein wichtiger Indikator für den Gesundheitszustand dieser beiden dominierenden Akteure in der Flugzeugbranche. Zudem sorgen Auslieferungen für einen erheblichen Geldfluss, da Fluggesellschaften üblicherweise den Großteil des Kaufpreises bei der Lieferung entrichten. Angesichts der Nachwirkungen eines Zwischenfalls bei Boeing, der das Vertrauen in das Unternehmen erschüttert hat, konnte Airbus seine Führungsposition festigen. Doch selbst in Zeiten der Schwäche des US-Rivalen war es Airbus nicht möglich, die erhöhte Nachfrage vollständig zu nutzen – Lieferverzögerungen bei Triebwerken, Arbeitskräftemangel und Komponentenknappheit bremsten das Potenzial. Sash Tusa, Analyst bei Agency Partners, merkt an, dass Airbus wegen der Lieferkettenprobleme die Schwäche von Boeing nicht vollständig ausnutzen konnte und dies als "eine große verpasste Gelegenheit" betrachtet. Besonders das Erfolgsmodell A321neo sei betroffen, da Airbus nicht schnell genug in der Lage sei, diesen Typ zu produzieren. Die Gruppe sieht sich vor einer herausfordernden Aufgabe, rund 200 Flugzeuge in den letzten beiden Monaten des Jahres 2024 auszuliefern, um ihre Jahresziele zu erreichen – eine Ambition, die viele Analysten für übermäßig optimistisch halten. Airbus startete das Jahr 2023 mit einem Rekordauftragsbestand, musste jedoch im Juni sein Jahresziel von 800 auf etwa 770 reduzieren und verlegte das Produktionsziel für die A320-Familie von 2026 auf 2027. Diese Anpassungen führten zu einem Kursrückgang der Aktien, die seit Jahresanfang um 1,3 Prozent gefallen sind. Guillaume Faury, Airbus-CEO, räumte die Herausforderungen ein und betonte, dass "wir mehr Nachfrage nach unseren Produkten haben, als wir liefern können". Die Einführung des neuen A321XLR-Modells bringt dennoch neue Chancen auf langen Strecken. Dennoch bestehen weiterhin Verzögerungen, was Kunden wie AerCap dazu veranlasste, Auslieferungen zu verschieben. Der Flugzeughersteller lancierte das interne Programm "Project Lead", um Kosten zu optimieren und Produktionssteigerungen zu fokussieren. Doch die Herausforderungen bleiben groß, insbesondere bei der Versorgung mit Triebwerken von Zulieferern wie CFM International und Pratt & Whitney. Airline-Führungskräfte wie Carsten Spohr von der Lufthansa äußern Unzufriedenheit mit den Verzögerungen bei Airbus und Boeing. Spohr beschreibt die aktuelle Kapazitätsknappheit als beispiellos und äußerst frustrierend.