Die neue Langstreckenwaffe der Airlines
Indianapolis und Dublin – eine Verbindung, die lange Zeit undenkbar war. Doch ab Mai 2025 verbindet Aer Lingus die US-Metropole mit Europa, ohne Umwege, ohne Zwischenstopp. Der Schlüssel zu dieser Strecke: der Airbus A321 XLR, ein Mittelstreckenjet, der die Langstrecke revolutioniert.
Mit einer Reichweite von bis zu 8.700 Kilometern bringt der A321 XLR neue Flexibilität ins Streckennetz der Airlines. Seine Betriebskosten sind niedrig, er benötigt weniger Passagiere als ein Großraumjet, um rentabel zu fliegen.
Für Städte wie Indianapolis, deren Passagieraufkommen nicht für Flugzeuge wie den Airbus A350 oder die Boeing 787 ausreicht, wird der XLR zur Chance, international sichtbar zu werden.
Mittelstreckenjets auf Langstrecke: Warum jetzt?
Airlines weltweit setzen auf den XLR, weil er Strecken ermöglicht, die bisher unrentabel waren. Der Grund liegt in der Bauweise: Als Variante des bewährten Airbus A321 hat der XLR zusätzliche Tanks, die ihm 2.000 Kilometer mehr Reichweite verschaffen. Das macht ihn ideal für Verbindungen zwischen mittelgroßen Städten wie Dublin und Indianapolis oder Madrid und Boston.
„Der A321 XLR füllt eine Marktlücke“, erklärt ein Branchenanalyst. „Er bietet die Reichweite eines Großraumjets, ist aber effizienter und flexibler.“ Kein Wunder, dass Airbus bereits mehr als 500 Bestellungen für den XLR erhalten hat.
Ein Modell für wachsende Regionen
Das Beispiel Indianapolis zeigt, warum solche Flugzeuge für boomende Wirtschaftsräume entscheidend sind. Der US-Bundesstaat Indiana verzeichnet seit Jahren ein starkes Wirtschaftswachstum.
Über 1.000 ausländische Unternehmen, darunter viele aus Europa, haben hier investiert. Allein 2023 flossen 28,7 Milliarden US-Dollar in Branchen wie Mikroelektronik, Wasserstoff und Biotechnologie.
Für internationale Geschäftsreisende ist eine direkte Verbindung nach Europa unerlässlich. „Effizienz zählt – und der XLR macht solche Strecken möglich, die bisher unwirtschaftlich waren“, so ein Vertreter der lokalen Wirtschaft.
Herausforderung für klassische Drehkreuze
Der Erfolg des XLR stellt die traditionelle Langstreckenstrategie vieler Airlines infrage. Große Netzwerke wie Lufthansa oder Air France-KLM setzen seit Jahrzehnten auf Drehkreuze: Passagiere werden aus der Fläche zu großen Hubs wie Frankfurt oder Paris geflogen und steigen dort in Großraumjets um.
Doch der XLR eröffnet Direktverbindungen, die diesen Feederflügen Konkurrenz machen. „Wir haben uns den XLR angeschaut, aber er passt nicht zu unserem Geschäftsmodell“, sagte Lufthansa-CEO Carsten Spohr kürzlich. Besonders die geringe Frachtkapazität des XLR mache ihn für Lufthansa unattraktiv.
Neue Chancen für kleinere Airlines
Während große Netzwerke skeptisch bleiben, nutzen kleinere Airlines wie Aer Lingus oder JetBlue die Vorteile des XLR. Aer Lingus startet 2025 mit dem XLR von Dublin nach Nashville, JetBlue plant neue Ziele in Europa. American Airlines, einer der größten Kunden des XLR, will ihr internationales Geschäft damit weiter ausbauen.
Doch eine Frage bleibt: Wie gut wird der schmalere Rumpf des XLR bei Passagieren ankommen? Großraumjets bieten mehr Platz und Komfort, vor allem auf langen Flügen. Airlines reagieren mit neuen Sitzkonzepten: JetBlue und Iberia setzen auf „Mint“-Suiten mit Privatsphäre, American Airlines installiert Premium-Economy-Sitze mit großzügigem Platzangebot.
Die Zukunft der Langstrecke?
Der Airbus A321 XLR ist mehr als nur ein Flugzeug. Er steht für eine neue Strategie im Langstreckenmarkt: weg von großen Hubs, hin zu flexiblen Direktverbindungen zwischen mittelgroßen Städten. Für Regionen wie Indiana oder Nashville, die im Schatten großer Metropolen stehen, ist das ein Meilenstein.