Airbnb steht vor einer globalen Neuausrichtung. Während Städte wie New York, Barcelona und Paris den Kurzzeitvermietungsmarkt mit strikten Gesetzen regulieren, setzt das Unternehmen auf neue Märkte in Asien, Lateinamerika und Europa.
Doch wie Airbnb dort expandiert, könnte die Debatte über Wohnraumknappheit und lokale Wirtschaft nachhaltig beeinflussen.
Wachstum trotz Regulierung: Eine doppelte Herausforderung
In vielen Städten weltweit wurden in den letzten Jahren Gesetze verabschiedet, die darauf abzielen, die negativen Auswirkungen von Kurzzeitvermietungen auf lokale Wohnungsmärkte zu begrenzen.
So verbietet Barcelona ab 2028 alle Kurzzeitvermietungen, und New York hat die meisten Airbnb-Angebote bereits 2023 durch neue Regeln ausradiert. Gründe dafür sind steigende Mieten, Wohnraumverdrängung und die Belastung von Nachbarschaften durch kurzfristige Touristen.
Für Airbnb ist diese Welle der Regulierung nicht nur ein Problem, sondern auch eine Chance. „Wir begrüßen sinnvolle Regeln“, erklärte Dave Stephenson, Chief Business Officer von Airbnb.
In neuen Märkten sieht das Unternehmen jedoch nicht nur Wachstumsmöglichkeiten, sondern auch die Möglichkeit, proaktiv mit Regulierungsbehörden zusammenzuarbeiten, bevor die Probleme von etablierten Märkten auch dort auftreten.
Neue Zielmärkte: Eine globale Strategie mit lokalen Feinheiten
Die Expansionsstrategie des Unternehmens ist breit gefächert: In Asien fokussiert sich Airbnb auf Länder wie Japan, Südkorea und China (für chinesische Auslandsreisende), während in Lateinamerika vor allem Brasilien und Mexiko im Visier stehen. In Europa soll die Präsenz in Deutschland, Italien und Spanien verstärkt werden.
Ein Schlüssel für Airbnbs Erfolg in diesen Regionen könnte die Anpassung an lokale Präferenzen sein. In Japan setzt Airbnb beispielsweise auf Anzeigen, die den Zugang zu Onsen (heißen Quellen) hervorheben – ein wichtiger Faktor für japanische Reisende. In Südkorea führte das Unternehmen mit KaKao Pay eine lokale Zahlungsmethode ein, die bei jüngeren Nutzern beliebt ist.
Regulation als Wachstumshebel
Interessanterweise könnte Airbnbs Expansion durch bestehende Regulierung beschleunigt werden. Städte, die bereits Erfahrung mit Plattformen wie Airbnb haben, könnten von anderen Beispielen lernen.
In Ländern wie Brasilien, wo Regulierungen bislang schwach sind, haben Gerichte bereits angefangen, Einschränkungen zu formulieren – etwa durch die Pflicht, das Einverständnis von Wohnungseigentümern einzuholen.
Forscher wie Bianca Tavolari vom Global Observatory of Short-Term Rentals warnen jedoch, dass viele Städte die langfristigen Auswirkungen von Airbnb auf den Wohnungsmarkt noch nicht ausreichend verstehen.
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„Wir befinden uns im Dunkeln“, so Tavolari. Städte, die stark auf Tourismus angewiesen sind, sehen Plattformen wie Airbnb oft als kurzfristige Einnahmequelle, ohne die langfristigen Kosten für die lokale Bevölkerung zu bedenken.
Ein zweischneidiges Schwert: Chancen und Risiken
Airbnb bietet zweifellos wirtschaftliche Vorteile – von der Schaffung zusätzlicher Einkommen für Gastgeber bis hin zur Förderung des Tourismus. Doch diese Vorteile haben ihren Preis. Studien zeigen, dass die Plattform zu steigenden Mieten und Immobilienpreisen beiträgt.
Ein Bericht der New Yorker Stadtverwaltung schätzt, dass Airbnb zwischen 2009 und 2016 für knapp 10 % des Mietanstiegs verantwortlich war.
Hinzu kommt die kulturelle Herausforderung: Nicht in allen Ländern ist es gesellschaftlich akzeptiert, Fremde im eigenen Zuhause zu beherbergen. In China, wo Airbnb 2022 seinen Betrieb einstellte, konkurrierte das Unternehmen zudem mit lokalen Anbietern wie Tujia, die besser auf die spezifischen Bedürfnisse chinesischer Reisender zugeschnitten waren.