28. November, 2024

KI

AI Jesus: Digitaler Beichtvater zieht Gläubige und Skeptiker gleichermaßen an

AI Jesus: Digitaler Beichtvater zieht Gläubige und Skeptiker gleichermaßen an

In der malerischen Kulisse der Schweizer Stadt Luzern haben Forscher und religiöse Führer in einem faszinierenden Experiment den Einsatz künstlicher Intelligenz in der Religion erforscht. Der Schauplatz war die katholische Kapelle St. Peter, wo ein digitaler „KI-Jesus“ in einem künstlerischen Projekt namens „Deus in Machina“ Diskussionen über Glauben, Ethik und gegenwärtige Herausforderungen angestoßen hat. Für zwei Monate konnten Besucher ihre Fragen und Gedanken mit diesem virtuellen Abbild von Jesus teilen und erhielten Antworten, die von biblischen Schriften inspiriert waren. Ziel war es, die wachsende Rolle der künstlichen Intelligenz in unserem Alltag zu erkennen und zu verstehen, ob wir auch in zutiefst persönlichen und spirituellen Angelegenheiten einer Maschine vertrauen können. Das Projekt erwies sich als großer Erfolg. Rund 900 Gespräche wurden anonym dokumentiert, während fast 300 Besuchernach der Interaktion an Umfragen teilnahmen. Die Nutzer äußerten sich oft bewegt und nachdenklich, nachdem sie das Beichtstuhlähnliche Zwiegespräch erlebt hatten. Eine technische Herausforderung war die Wartezeit auf Antworten, die jedoch die Komplexität der computerisierten Verarbeitung verdeutlichte. Philipp Haslbauer, IT-Spezialist an der Hochschule Luzern, erläuterte, dass die technische Grundlage dieses Projekts auf GPT4o von OpenAI beruhte, unterstützt von einer Open-Source-Version von Whisper für Sprachverarbeitung. Für die Darstellung von Stimme und Video wurde das Tool von Heygen eingesetzt. Trotz der Brisanz mancher Themen, zu denen die Besucher Fragen stellten—darunter Liebe, Krieg, Einsamkeit und kontroverse kirchliche Angelegenheiten—erwies sich die KI als durchaus geeignet, angemessene Antworten zu liefern, ohne spezielle Schutzmechanismen. Die Vielfalt der Besucher war beeindruckend: Christen, Agnostiker, Atheisten, Muslime, Buddhisten und Taoisten beteiligten sich an diesem interreligiösen Dialog. Während ein Drittel der Interaktionen auf Deutsch stattfand, bewies die KI ihre Sprachgewandtheit auch in anderen Sprachen wie Chinesisch, Englisch, Französisch und Russisch.