Die Glücksspielbranche erlebt derzeit einen beispiellosen Boom, ähnlich dem der Künstlichen Intelligenz. Ein Urteil des US-Supreme-Courts im Jahr 2018 erlaubte es den Bundesstaaten, Sportwetten zu legalisieren. Seitdem haben fast 40 Staaten diesen Schritt vollzogen. In der Folge flossen erhebliche Investitionen in den Markt, einige Glücksspielaktien erreichten Rekordhöhen und Private-Equity-Firmen schlossen Milliardendeals mit Glücksspiel- und Casino-Unternehmen ab.
Währenddessen sind die Konsumausgaben der Amerikaner stark gestiegen: Im Jahr 2023 wetteten sie rekordverdächtige 120 Milliarden Dollar. Eine Studie aus Kalifornien prognostiziert, dass die Legalisierung des Glücksspiels in den USA jährlich zu rund 30.000 Insolvenzen und zusätzlichen Schuldenforderungen von etwa 8 Milliarden Dollar führen könnte. Zudem ergab eine Untersuchung aus Kansas, dass Investitionen in den Aktienmarkt in den Bundesstaaten mit legalisiertem Glücksspiel um etwa 50 Dollar pro Quartal zurückgingen. Bemerkenswert ist auch die Entwicklung in Brasilien, wo bis zu einem Fünftel der Sozialhilfe direkt ins Glücksspiel fließt.
Künstliche Intelligenz treibt diesen Glücksspiel-Boom maßgeblich voran. Plattformen wie SimpleBet, kürzlich von DraftKings übernommen, ermöglichen eine Flut von Mikrowetten während eines Spiels. Fortschritte in der KI machen es möglich, aus jedem Augenblick eines Sportspiels eine Wettoption zu schöpfen, wodurch der traditionelle menschliche Limitierungsfaktor umgangen wird.
Auch physische Casinos setzen auf die Effizienzsteigerung durch KI. Das kanadische Unternehmen nQube optimiert durch maschinelles Lernen die Aufstellung von Spielautomaten. Ihre algorithmischen Erkenntnisse verweisen manchmal auf das überraschende Potenzial, gewinnbringender zu arbeiten, indem die Anzahl der Geräte verringert wird.
Die Integration von KI hält nicht nur in Casinos Einzug. Bei der Glücksspielmesse G2E in Las Vegas ging es intensiv um Künstliche Intelligenz im Sportwettenbereich und um die personalisierte Gestaltung von Casinoplattformen. Ähnlich wie Streamingdienste personalisiert auch die britische Firma Future Anthem das Glücksspielerlebnis der Nutzer. Mithilfe von KI werden Spielsitzungen analysiert und angepasst, um die Langlebigkeit der Bindung der Spieler zu maximieren.
Die Automatisierung durch KI wirft jedoch auch ethische Fragen auf. Während sie die Effizienz erhöht, gibt es Bedenken hinsichtlich des möglichen Arbeitsplatzabbaus in traditionellen Spielbanken. Trotz der Aussicht auf vollständig automatisierte Casinos bleibt die Frage, ob Spieler das Erlebnis ohne menschliche Interaktion akzeptieren.
Gleichzeitig sieht die Branche in KI ein Mittel zur Bekämpfung von Spielsucht. Unternehmen wie Playtech setzen auf KI, um problematisches Spielverhalten zu identifizieren und einzugreifen. Dabei bleibt jedoch die Sorge, dass diese Technologie auch missbräuchlich genutzt werden könnte, um Suchtverhalten auszunutzen.
Der technologischen Innovationskraft der Branche war bereits in der Vergangenheit kein Start-up-Charisma fremd. Und trotz aller Aufregung um KI bleibt eine Konstante: Die Gewinnchancen stehen stets auf Seiten des Hauses.