22. Januar, 2025

Finanzen

Agnelli-Familie expandiert: Lingotto revolutioniert das Asset-Management

Die von der Agnelli-Familie gegründete Investmentfirma Lingotto verfolgt mit einem innovativen Modell eine neue Strategie im Asset-Management. Was dahinter steckt und warum ihre Expansion in die USA so wichtig ist.

Agnelli-Familie expandiert: Lingotto revolutioniert das Asset-Management
Lingotto Investment Management setzt auf eine dezentrale Struktur, in der vier eigenständige Strategieleiter eigenverantwortlich Entscheidungen treffen – ein Novum in der konservativen Welt des Asset-Managements.

Ein europäischer Investmentriese betritt die USA

Lingotto Investment Management, eine aufstrebende Investmentgesellschaft mit Sitz in London, hat ihren Eintritt in den US-Markt bekanntgegeben.

Lingotto
Lingotto is an investment management company owned by Exor, one of Europe’s largest diversified holding companies.

Das Unternehmen, das erst 2023 von der italienischen Agnelli-Familie über ihre Holding Exor gegründet wurde, verwaltet inzwischen Vermögenswerte im Wert von sechs Milliarden US-Dollar.


Zahlen und Fakten zu Lingotto:

  • Gegründet: 2023 von Exor, der Holding der Agnelli-Familie
  • Verwaltetes Vermögen: 6 Milliarden US-Dollar
  • Mitarbeiter: 50 weltweit, davon 14 in New York
  • Strategien: Vier unabhängige Investmentbereiche, darunter Innovation, Mosaic und Horizon
  • Führung: CEO Enrico Vellano, Vorsitzender John Elkann

Der Schritt, eine Niederlassung in New York zu eröffnen, markiert eine neue Phase in der ehrgeizigen Expansionsstrategie der Firma.

Unter der Leitung von Enrico Vellano, dem CEO von Lingotto, soll die Präsenz in den USA weiter ausgebaut werden. Mit 14 Mitarbeitern in New York und insgesamt 50 Beschäftigten weltweit plant die Firma, ihren Fokus auf innovative Anlagestrategien und langfristige Investments zu stärken.

Enrico Vellano, Architekt des Erfolgs: Als CEO von Lingotto leitet Enrico Vellano die strategische Ausrichtung des Unternehmens und setzt auf ein innovatives Investmentmodell, das Autonomie und langfristige Perspektiven für seine Portfolio-Manager ermöglicht.

Ein einzigartiges Modell für unabhängige Investoren

Das Besondere an Lingotto: Das Unternehmen setzt auf maximale Autonomie für seine Investmentmanager. Anstelle eines zentralen Chief Investment Officers operieren vier eigenständige Strategieleiter mit klar definierten Mandaten.

Sie können unabhängig voneinander investieren und haben die Freiheit, ihre Entscheidungen langfristig auszurichten, ohne den Druck kurzfristiger Renditen.

„Jede Strategie wird von den Experten, die sie umsetzen, vollständig kontrolliert“, erklärt Matteo Scolari, ein erfahrener Investor mit engen Verbindungen zur Agnelli-Familie.

Diese Unabhängigkeit hat Lingotto in der Branche einen besonderen Status eingebracht und hochkarätige Talente wie James Anderson, einen ehemaligen Partner bei Baillie Gifford, und Pam Chan, eine ehemalige Führungskraft von BlackRock, angezogen.


Lesen Sie auch:

Revolution im Schwerlastverkehr: Amazon und Mercedes-Benz starten die Elektro-Ära
Amazon bestellt 200 eActros 600 von Mercedes-Benz – der größte Elektro-LKW-Auftrag des Herstellers. Ein Meilenstein auf dem Weg zur CO₂-neutralen Logistik.

Langfristiges Denken statt kurzfristiger Gewinne

Lingotto setzt auf langfristige Kapitalanlagen und scheut sich nicht vor Volatilität. James Anderson, der für die Innovationsstrategie des Unternehmens verantwortlich ist, beschreibt die Philosophie:

„Erfolgreiche Investitionen entstehen, wenn man Unternehmen auch in schwierigen Phasen unterstützt.“

Anderson hat in der Vergangenheit früh in Firmen wie Tesla und Amazon investiert – Erfahrungen, die er bei Lingotto nutzen möchte. Zusammen mit seinem Kollegen Morgan Samet verwaltet er ein Portfolio im Wert von 700 Millionen US-Dollar und fokussiert sich auf Unternehmen, die sowohl privat als auch öffentlich gehandelt werden.

Expansion in die USA: Chancen und Herausforderungen

Die Expansion nach New York ist ein strategisch wichtiger Schritt für Lingotto. Der US-Markt bietet Zugang zu einer größeren Anzahl von Investoren und Anlageoptionen, insbesondere im Bereich Technologie und Private Equity.

„Die USA und Großbritannien sind unsere beiden Säulen“, erklärt CEO Vellano.

Trotz der Expansionspläne betont Lingotto, dass Qualität vor Quantität steht. „Wir wollen die richtigen Leute für unsere Struktur finden, nicht einfach nur wachsen“, sagt Vellano. Diese selektive Herangehensweise spiegelt sich auch in den Investitionsentscheidungen wider, die auf fundierten Analysen und langfristigem Potenzial basieren.

Ein Erbe der Agnelli-Familie

Lingotto bleibt eng mit der Agnelli-Familie verbunden. John Elkann, der Erbe des Familienimperiums und CEO von Exor, war maßgeblich an der Gründung beteiligt. Die Firma trägt den Namen eines ikonischen Fiat-Werks in Turin und steht symbolisch für das unternehmerische Erbe der Familie.

„Wir denken und handeln als Eigentümer, nicht als bloße Manager“, schrieb Elkann in einem Brief zur Einführung von Lingotto. Diese Haltung zeigt sich auch in der Kapitalstruktur: Neben externen Investoren fließt ein signifikanter Anteil des Kapitals direkt von Exor.

Eine Boutique mit globalem Anspruch

Mit ihrer unkonventionellen Struktur und ihrem klaren Fokus auf langfristige Investments hat Lingotto das Potenzial, die Asset-Management-Branche zu verändern.

Während andere multistrategische Fonds auf strenge Risikokontrollen und kurzfristige Ergebnisse setzen, bietet Lingotto eine Plattform für unabhängige und kreative Anlagestrategien.

„Unsere Stärke liegt darin, dass wir den Investoren Raum geben, ihre Ideen umzusetzen“, erklärt Pam Chan, die bei Lingotto die sogenannte Mosaic-Strategie leitet. Ihr Portfolio konzentriert sich auf unkonventionelle Märkte wie Musikrechte und digitale Inhalte, die von großen Fonds oft übersehen werden.