02. Januar, 2025

Unternehmen

„Agentforce“ und der KI-Hype: Salesforce setzt auf die nächste Revolution

Mit künstlicher Intelligenz will Salesforce die Arbeitswelt transformieren und seine Marktstellung ausbauen. Doch können Marc Benioffs große Versprechen wirklich halten, was sie versprechen?

„Agentforce“ und der KI-Hype: Salesforce setzt auf die nächste Revolution
Salesforce setzt alles auf eine Karte – doch kann KI wirklich die versprochenen Produktivitätssprünge liefern?

Die neue Hoffnung namens „Agentforce“

Salesforce hat sich neu erfunden – mal wieder. Der Cloud-Gigant setzt nun voll auf KI-Agenten, um eine Revolution im Kundenservice, Vertrieb und Marketing auszulösen. Auf der diesjährigen „Dreamforce“-Konferenz in San Francisco wurde das Konzept erstmals großflächig vorgestellt, und die Börse reagierte begeistert.

Doch hinter der Euphorie um „Agentforce“ lauern Herausforderungen: Kann die KI-Technologie wirklich die versprochenen Effizienzsprünge liefern, oder bleibt sie ein clever inszenierter Hype?

„Ohne Zweifel ist dies die aufregendste Zeit in meiner Karriere“, sagte Marc Benioff, CEO und Gründer von Salesforce, der für seine Showman-Qualitäten bekannt ist.

Quelle: Eulerpool

Der Kursverlauf der Salesforce-Aktie gibt ihm zunächst recht: Nach einem Tief im Mai 2024 kletterte der Wert um über 50 % und erreichte Anfang Dezember ein Rekordhoch von 369 Dollar. Doch Analysten und Kunden fragen sich: Reicht diese neue Technologie tatsächlich aus, um das Unternehmen in eine nachhaltige Wachstumsphase zu führen?

Revolution oder Verkaufsmasche?

„Agentforce“ ist der Kern von Benioffs Vision. Die Plattform vereint Kundendaten, KI-gestützte Analyse-Tools und eine intuitive Benutzeroberfläche. Ziel ist es, komplexe Prozesse zu automatisieren – etwa das Nachverfolgen von Bestellungen oder das Formulieren von E-Mails. Bis Ende 2025 sollen nach Angaben des Unternehmens eine Milliarde solcher virtuellen Assistenten in Betrieb sein.

Bis 2025 sollen eine Milliarde KI-Agenten im Einsatz sein. Doch die hohen Kosten könnten Unternehmen abschrecken.

Für Unternehmen wie den Chemikalienhändler Brenntag ist das Potenzial spürbar. Laut Michelle Wu, Technologiechefin bei Brenntag, könnten Agenten die durchschnittliche Bearbeitungszeit für Anfragen um bis zu 25 % senken.

„Das System lernt mit der Zeit und macht repetitive Aufgaben effizienter“, erklärt sie.

Auch der Londoner Flughafen Heathrow setzt bereits auf Salesforce-KI, um Passagiere zu unterstützen, beispielsweise bei der Suche nach Gepäck oder der Wegbeschreibung zum Gate.

Quelle: Eulerpool

Doch die Technologie hat ihren Preis: Salesforce berechnet zwei Dollar pro Interaktion mit einem Agenten. Für große Unternehmen summieren sich die Kosten schnell auf Millionenbeträge. „Die Vermarktung ist kein Selbstläufer“, gesteht ein Salesforce-Manager.

Herausforderungen im Markt

Die Konkurrenz im Bereich KI-Agenten schläft nicht. Google, Anthropic und andere Tech-Giganten entwickeln ähnliche Technologien, während Start-ups mit Nischenlösungen punkten.

Hinzu kommt, dass Salesforce selbst in anderen Geschäftsbereichen Schwächen zeigt: Das Wachstum in der Cloud-Sparte fiel zuletzt auf nur 5 %, weit entfernt von den zweistelligen Zuwächsen der Vergangenheit. Auch Slack, die 27-Milliarden-Dollar-Akquisition von 2021, bleibt hinter den Erwartungen zurück.

Analysten sind daher geteilter Meinung. Während Dan Ives von Wedbush optimistisch bleibt und das Kursziel der Salesforce-Aktie auf 425 Dollar anhob, mahnt die Großbank Citi, dass Salesforce sich nicht zu sehr auf Agentforce verlassen dürfe.


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Der Druck wächst

Salesforce hat mittlerweile mehr als 1000 Kunden für „Agentforce“ gewonnen, darunter Namen wie FedEx, Accenture und IBM. Doch der Erfolg wird nicht nur an Vertragsabschlüssen gemessen. Experten warnen vor einer möglichen Übersättigung des Marktes:

„Die Anzahl der KI-Modelle wächst exponentiell, aber viele Anwendungsfälle bleiben generisch“, sagt Gerald Schlechter, Gründer des US-Software-Start-ups Enosix.

Marc Benioff selbst bleibt gelassen. Er sieht die Agenten als „eine neue Kategorie von Mitarbeitern“ und prognostiziert langfristige Effizienzgewinne für Unternehmen. Trotzdem weiß er, dass die Zeit drängt. Um die hochgesteckten Erwartungen zu erfüllen, muss Salesforce nicht nur technologisch liefern, sondern auch skeptische Kunden überzeugen.