Afrika steht am Scheideweg: Mit einer prognostizierten Bevölkerungsbeteiligung von 21 % an der Weltbevölkerung bis 2030 könnte der Kontinent zu einem unverzichtbaren globalen Arbeitsmarktlieferant aufsteigen. Doch während der Rest der Welt von technologischem und politischem Wandel erfasst wurde, droht Afrika wirtschaftlich ins Hintertreffen zu geraten. Die Herausforderungen sind enorm, bietet aber zugleich eine Chance: Afrika könnte seine Vergangenheit hinter sich lassen und eine kapitalistische Revolution entfachen. Ein genauer Blick auf Afrika offenbart sowohl Desaster als auch Potenzial: Während etwa der Bürgerkrieg im Sudan wütet, erobern afrikanische Musikgenres wie Afrobeats die weltweiten Streamingdienste. Doch wirtschaftlich erscheint der Kontinent noch nicht gewappnet für den globalen Wettbewerb. Die Produktivität stagniert, landwirtschaftliche und industrielle Revolutionen bleiben aus und die Dienstleistungssektoren hinken hinterher. Dazu kommen infrastrukturelle Defizite - von zu wenig Stromversorgung bis hin zu mangelnder Straßeninfrastruktur. Ein weiterer Grund für Afrikas Rückstand ist die fehlende Unternehmensdynamik. Im Gegensatz zu Brasilien oder Indien, die prosperierende Unternehmenslandschaften entwickelt haben, mangelt es Afrika an Großunternehmen. Der fragmentierte Markt macht es Investoren schwer, attraktive Chancen zu identifizieren. Damit Afrika sein Potenzial entfalten kann, müssen seine Führungskräfte mit Jahrzehnten schlechter Ideen brechen. Ein wirtschaftlicher Aufbruch erfordert neue, wachstumsfördernde Denkweisen. Statt Defätismus hinsichtlich der Zukunft des produzierenden Gewerbes sollte Afrika, ähnlich wie zuvor Ostasien, den Weg der Modernisierung einschlagen. Beispiele wie Botswana und Mauritius zeigen, dass "Entwicklungsabkommen" unter der Elite möglich sind, bei denen Wirtschaftswachstum über politischem Machtgerangel steht. Die Einigung auf eine wachstumsorientierte Politik wäre ein erster Schritt. Eine neue, nach dem Ende des Kolonialismus geborene Generation Afrikaner fokussiert sich stärker auf Karrierechancen als auf die Aufarbeitung der Vergangenheit und könnte als Treiber dieses Wandels fungieren. Für eine blühende Zukunft bedarf es auch einer stärkeren wirtschaftlichen Integration Afrikas. Nur so können Unternehmen Skaleneffekte erreichen und für globale Investoren attraktiv werden. Schritte wie die Umsetzung einer panafrikanischen Freihandelszone und die Integration von Kapitalmärkten sind daher essenziell. Bleibt Afrika auf dem aktuellen Kurs, droht für den Kontinent eine Verschärfung der Armut und erhöhte Anfälligkeit für globale Klimafolgen. Doch der Weg zur Nachhaltigkeit und Prosperität ist keineswegs versperrt. Afrika bedarf weniger Bevormundung und mehr unternehmerisches Denken.