19. September, 2024

Politik

Afghanistan: Humanitäre Krise verschärft sich unter Taliban-Herrschaft

Afghanistan: Humanitäre Krise verschärft sich unter Taliban-Herrschaft

Seit der Machtübernahme der Taliban hat sich die ökonomische und humanitäre Situation in Afghanistan dramatisch verschlechtert. Nach einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich die Arbeitslosigkeit mehr als verdoppelt. Nahezu ein Drittel der Bevölkerung, etwa 13 Millionen Menschen, ist inzwischen von einer ernsthaften Ernährungskrise betroffen.

Die ökonomischen Auswirkungen im direkten Anschluss an die Machtübernahme 2021 waren mit einem Rückgang von rund 20 Prozent besonders schwerwiegend. 2022 setzte sich diese negative Entwicklung mit einer Schrumpfung der Wirtschaft um etwa sechs Prozent fort. Trotz einer leichten Erholung lebt nach WHO-Angaben immer noch die Hälfte der Bevölkerung in Armut – 80 Prozent der Haushalte müssen mit weniger als einem Dollar pro Haushaltsmitglied auskommen.

Rosa Otunbajewa, die Chefin der UN-Unterstützungsmission (Unama), wies in einer Rede vor dem UN-Sicherheitsrat zusätzlich auf die prekäre Lage hin. Für das Jahr 2024 sind bislang lediglich 30 Prozent der benötigten Hilfsgelder gesichert. Es fehlen mehr als zwei Milliarden Dollar an Unterstützung. Anders als 2023 gibt es keine Reservegelder, auf die man im Notfall zurückgreifen könnte, betonte Otunbajewa eindringlich.

Seit der Machtübernahme im August 2021, nach fast 20 Jahren westlicher Militärpräsenz, ist die Taliban-Regierung in Kabul international nahezu komplett isoliert. Grund dafür ist neben ihrer repressiven Staatsführung vor allem ihre notorische Missachtung von Menschen- und insbesondere Frauenrechten. Bis heute hat kein Land die Regierung der Islamisten offiziell anerkannt, was die humanitäre Lage weiter verschärft.