Die AfD-Fraktion hat nach ihrem starken Abschneiden bei der Bundestagswahl ihre Forderung bekräftigt, den Vorsitz des Haushaltsausschusses zu übernehmen und einen Bundestagsvizepräsidenten zu stellen.
Das sorgt für heftige Kontroversen innerhalb der anderen Parteien. Während sich die Union und die SPD in ersten Sondierungsgesprächen um eine mögliche Regierungsbildung bemühen, droht ein Machtkampf um die Besetzung der parlamentarischen Schlüsselpositionen.
Machtanspruch der AfD: Einbruch in die politische Ordnung?
Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der AfD, Bernd Baumann, verwies auf die parlamentarische Tradition, wonach die größte Oppositionsfraktion den Vorsitz des Haushaltsausschusses übernimmt.
„Mit Peter Boehringer hatten wir diesen Vorsitz bereits zwischen 2017 und 2021 inne. Es ist nur folgerichtig, dass die AfD auch diesmal den Vorsitz übernimmt“, sagte Baumann der Bild-Zeitung. Gleichzeitig pocht die Partei darauf, einen der Bundestagsvizepräsidenten zu stellen, eine Position, die ihr in der Vergangenheit verwehrt wurde.
Die Forderungen der AfD treffen in den anderen Fraktionen auf Widerstand. Bereits in der letzten Legislaturperiode wurden sämtliche Kandidaten der AfD für das Amt des Bundestagsvizepräsidenten abgelehnt – mit der Begründung, dass sie nicht auf die notwendige Mehrheit im Plenum zählen könnten. Auch diesmal zeichnet sich eine Blockade ab.
Haushaltsausschuss: Der Schlüssel zur Finanzmacht
Besonders der Haushaltsausschuss ist eine der einflussreichsten Institutionen des Bundestages. Er entscheidet maßgeblich über die Ausgaben des Bundes und kann geplante Regierungsvorhaben finanziell ausbremsen.
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In der Vergangenheit wurden hier milliardenschwere Entscheidungen getroffen – von Energiehilfen bis zu Verteidigungsbudgets.
Eine AfD-Führung in diesem Gremium könnte daher weitreichende politische Folgen haben. Vertreter von SPD, Grünen und FDP argumentieren, dass die AfD in der Vergangenheit durch polemische Redebeiträge und Blockadepolitik aufgefallen sei und daher nicht die notwendige Verantwortung für einen solch wichtigen Ausschuss tragen könne.
„Wer den Staat ablehnt, kann ihn nicht verantwortungsvoll verwalten“, so eine führende SPD-Politikerin, die nicht namentlich genannt werden wollte.
Union zwischen Tradition und Ablehnung
Die Union steht in dieser Frage unter Druck. Während sie sich traditionell für die parlamentarischen Rechte der Opposition starkmacht, sieht sie sich nun mit einer AfD konfrontiert, die durch ihr Wahlergebnis erheblichen Einfluss beansprucht.
„Die größte Oppositionspartei hat traditionell das Recht auf den Vorsitz im Haushaltsausschuss. Aber wir müssen uns fragen, ob eine Partei, die in Teilen vom Verfassungsschutz beobachtet wird, diese Position innehaben sollte“, sagte ein führender CDU-Politiker.
Friedrich Merz, der sich nach der Wahl als Kanzler einer möglichen schwarz-roten Koalition positioniert, vermeidet bislang eine klare Position. Intern gibt es jedoch Bestrebungen, die AfD aus dem Ausschussvorsitz herauszuhalten – auch wenn das einen Bruch mit parlamentarischen Gepflogenheiten bedeuten würde.
Parlamentarische Dynamik: Eskaliert der Machtkampf?
Sollte der Bundestag die AfD-Kandidaten erneut systematisch ablehnen, könnte das weitreichende Folgen für die parlamentarische Zusammenarbeit haben. Die AfD könnte sich in der Rolle der „ausgeschlossenen“ Fraktion weiter radikalisieren und ihre Wählerbasis mit dem Narrativ der „verfolgten Opposition“ stärken.
Zugleich droht eine Vertrauenskrise für das Parlament: Kann es sich eine dauerhafte Blockade einer demokratisch gewählten Oppositionspartei leisten, ohne das Vertrauen der Wähler weiter zu erodieren?
Baumann kündigte bereits an, dass die AfD sich nicht einfach vertreiben lasse: „Wir werden für unsere Rechte kämpfen. Die anderen Parteien müssen entscheiden, ob sie bereit sind, die Demokratie zu beschädigen, nur um uns auszuschließen.“
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