Ein Drittel der Deutschen – das mögliche Potenzial der AfD
Die AfD ist längst nicht am Ende ihres Wachstums: Nach neuen Berechnungen des Insa-Instituts liegt das maximal erreichbare Wählerpotenzial der Partei aktuell bei 32 Prozent.
Chef-Meinungsforscher Hermann Binkert spricht von sieben Prozentpunkten zusätzlichem Potenzial – ein Wert, der der Partei in der deutschen Parteienlandschaft ein Gewicht verleihen würde, das weit über ihre heutige Rolle hinausgeht.
Die aktuellen Umfragen untermauern die Dynamik: Insa taxiert die AfD auf 25 Prozent, gleichauf mit CDU und CSU. Das Forsa-Institut sieht sie sogar knapp vor der Union. Eine Entwicklung, die in Berlin und den Führungsetagen der Wirtschaft auf wachsendes Unbehagen stößt.
Ein altes Ziel verfehlt: Die Union ringt um Antworten
Friedrich Merz hatte 2018 noch versprochen, den Stimmenanteil der AfD zu halbieren. Sieben Jahre später ist davon nichts übrig. Im Gegenteil: Heute konkurriert die Union vielerorts direkt mit der AfD – und verliert.

Unions-Fraktionsvize Jens Spahn fordert nun eine harte inhaltliche Auseinandersetzung: "Probleme lösen, nicht endlos über die AfD diskutieren", sagt er.
Doch ausgerechnet Spahn selbst hatte zuletzt mit seinem Vorschlag, die AfD im Bundestag wie eine normale Oppositionspartei zu behandeln, für Aufsehen – und innerparteilichen Ärger – gesorgt.
Konkurrenz aus dem linken Lager – und die Gefahr von rechts
Interessant ist, dass sich das AfD-Potenzial nicht nur aus dem konservativen Lager speist. Laut Insa-Chef Binkert könnte die AfD auch von den Turbulenzen rund um die neue Wagenknecht-Partei (BSW) profitieren. Zwischen beiden Gruppierungen gebe es „große Wähler-Schnittmengen“.
Diese Verschiebungen zeigen: Die politische Landschaft wird instabiler. Die klassische Links-Rechts-Achse weicht neuen Konfliktlinien – zwischen etablierten Parteien und populistischen Bewegungen.
Wirtschaft warnt: Eine echte Bedrohung für Standort und Demokratie
Der Zuspruch zur AfD bleibt nicht ohne Folgen für die Wirtschaft. Evonik-Chef Christian Kullmann schlägt scharfe Töne an: "Die AfD will die Demokratie zerstören. Ihre anti-europäische Politik ist eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland." Kullmann fordert eine klare Abgrenzung: "Mit dem braunen Mob darf man keine Politik machen."

Auch Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) warnt: "Unsere Demokratie ist erneut ernsthaft in Gefahr." Die Wahlerfolge der AfD seien eine historische Zäsur – und ein Debakel.
Letzte Chance für die demokratische Mitte
Jens Spahn bringt es auf eine knappe Formel: "Das ist jetzt vielleicht der letzte Schuss der demokratischen Mitte."
Gelingen keine überzeugenden Antworten auf Migration, Wirtschaftskrise und soziale Unsicherheit, droht die AfD, von der Protestpartei zur dauerhaften Volkspartei aufzusteigen.
Insa-Chef Binkert nennt eine klare Strategie: "Wenn die Regierung die Probleme löst und die Bürger überzeugt, hat es die Opposition schwer."
Doch daran gibt es Zweifel. Nach Jahren parteipolitischer Grabenkämpfe, Vertrauensverlusten und sozialen Verwerfungen wird der Aufholprozess schwierig. Die nächsten Monate dürften entscheidend sein – für die Zukunft der politischen Mitte und für den Kurs des Landes.
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