Der in Chicago ansässige Rohstoffhändler Archer Daniels Midland (ADM) hat am Dienstag unerwartet seine Telefonkonferenz zur Präsentation der Quartalsergebnisse abgesagt. Grund hierfür sind fehlerhafte Finanzberichte, die erneut Fragen zur internen Transparenz des Unternehmens aufwerfen. Erst Anfang des Jahres geriet ADM in die Schlagzeilen, als der Finanzdirektor aufgrund von Unregelmäßigkeiten beurlaubt wurde.
Die Aktie von ADM fiel um bis zu 11,5 Prozent, was den stärksten Rückgang seit der Ankündigung der Buchhaltungsprobleme im Januar darstellt. Seit diesem Zeitpunkt hat der Aktienkurs 26 Prozent eingebüßt und lag zuletzt bei 50,65 Dollar.
Der abgesagte Webcast sollte ursprünglich die Ergebnisse des dritten Quartals vertiefen, die jedoch nur als vorläufig und ungeprüft veröffentlicht wurden. Die Absage ermöglicht es dem Unternehmen, mit Hochdruck an der Fertigstellung der Finanzberichte zu arbeiten, erklärte ADM. Diese Nachlässigkeit in der buchhalterischen Sorgfaltspflicht versetzte das Unternehmen bereits im Januar in eine schwere Krise.
Die Geschäftsführung hat die Jahresprognose für den bereinigten Gewinn pro Aktie gesenkt. Chief Executive Juan Luciano betonte die Bedeutung von internen Kontrollen und finanzieller Transparenz für ADM. Er kündigte zudem eine verstärkte Fokussierung auf die internen Finanzkontrollen an.
Für das letzte Quartal sank der Nettogewinn dramatisch von 821 Millionen Dollar im Vorjahr auf lediglich 18 Millionen Dollar. Ursache hierfür war eine Abschreibung im Umfang von 500 Millionen Dollar, überwiegend durch den Wertverlust der Beteiligung an Wilmar International.
Unter den Hauptgeschäftssegmenten meldete lediglich die Sparte für Kohlenhydratlösungen positive Ergebnisse. Die Segmente Ernährung sowie Agrardienstleistungen und Ölprodukte blieben hingegen hinter den Erwartungen zurück.
Einige der fehlerhaften Angaben hängen mit der falschen Zuordnung von Umsatzzahlen zusammen, die als Verkäufe zwischen verschiedenen, statt innerhalb desselben Unternehmensbereichs deklariert wurden. ADM arbeitet nun eng mit der US-Börsenaufsicht zusammen, um die finanzielle Berichterstattung für 2023 sowie die ersten beiden Quartale 2024 zu korrigieren.
Die Veröffentlichung der berichtigten Zahlen soll so schnell wie möglich erfolgen, so die Zusicherung des Unternehmens.