Gewinnziele erreicht – aber nicht übertroffen
Der IT-Dienstleister Adesso hat geliefert, was er versprochen hatte – nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Das operative Ergebnis für 2024 liegt bei 98,3 Millionen Euro, und damit am oberen Ende der im Sommer revidierten Zielspanne.

Ein Ergebnis, das zwar Stabilität signalisiert, aber zugleich die Grenzen des derzeitigen Wachstumsmodells offenlegt.
Während der Umsatz noch um 14 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zulegte, hat sich das Wachstumstempo gegenüber 2023 (knapp 29 Prozent) fast halbiert. Das Unternehmen spricht von gestiegenen Kosten, die man durch einen strikten Sparkurs abgefangen habe – was implizit auch auf begrenzte Preissetzungsmacht im Markt hinweist.
Weniger Dynamik, aber mehr Effizienz
Ein Blick auf die Profitabilität offenbart die stille Stärke des Jahres: Das Ebit ist im Jahresvergleich um 23 Prozent gewachsen – deutlich stärker als der Umsatz. Eine operative Verbesserung, die zum Großteil auf Kostendisziplin und internen Umbau zurückzuführen ist.
Dazu zählt auch eine vorsichtigere Personalausbaustrategie sowie reduzierte Ausgaben in nicht-wertschöpfende Bereiche.
Adesso hat damit bewiesen, dass man auch in einem von Fachkräftemangel und Preisdruck geprägten Umfeld effizient wirtschaften kann – ein Pluspunkt in einem überhitzten IT-Dienstleistungssektor.
Dividende leicht erhöht – Signal der Normalisierung
Mit einer Anhebung der Dividende um fünf Cent auf 0,75 Euro je Aktie setzt Adesso ein kalkuliertes Zeichen: Man will die Aktionäre teilhaben lassen, ohne sich finanziell zu überheben. Die Dividendenpolitik bleibt vorsichtig-progressiv – das zahlt auf das Bild eines konservativ geführten, wachstumsorientierten Mittelständlers ein.
Allerdings bleibt festzuhalten: Trotz ordentlichem operativem Ergebnis hat Adesso erneut keine großen Sprünge gemacht – ein Indiz dafür, dass auch 2024 kein Jahr der Transformation, sondern der Konsolidierung war.
Ausblick 2025: Spielraum, aber kein Überschwang
Für das laufende Jahr peilt das Unternehmen 1,35 bis 1,45 Milliarden Euro Umsatz sowie einen operativen Gewinn zwischen 105 und 125 Millionen Euro an. Das wäre – je nach Verlauf – eine Steigerung von rund 5 bis 11 Prozent beim Umsatz und bis zu 27 Prozent beim Gewinn.
Ein Zielkorridor, der bewusst Spielraum lässt – nach oben wie nach unten. Er zeigt: Adesso rechnet mit einem anhaltend schwierigen Marktumfeld, aber vertraut auf die eigene Resilienz. Auffällig ist, dass kein klarer Wachstumstreiber benannt wird – weder in Branchen noch in Technologien. Cloud, KI, E-Government: Alles bleibt im Portfolio, aber ohne fokussierte Wachstumsstory.
Strategische Frage offen: Wofür steht Adesso in Zukunft?
Die Geschäftszahlen zeigen: Adesso ist ein grundsolides Unternehmen mit verlässlicher operativer Steuerung. Aber aus Investorensicht stellt sich die Frage nach dem nächsten Kapitel. Wo will Adesso in fünf Jahren stehen? Wie schärft das Unternehmen sein Profil in einem Markt, der zunehmend von Plattformlogiken, Software-as-a-Service und KI-dominierten Geschäftsmodellen geprägt ist?
Ohne klare Positionierung droht das Unternehmen in einem kompetitiven Umfeld zwischen großen Beratungshäusern, Hyperscalern und agilen Spezialisten an Sichtbarkeit zu verlieren.