Die Aktien der indischen Adani Enterprises erlebten am Donnerstag einen dramatischen Einbruch von 20 Prozent, ausgelöst durch Anklagen der US-Behörden gegen den milliardenschweren Gründer Gautam Adani. Ihm wird vorgeworfen, hunderte Millionen Dollar an Bestechungsgeldern gezahlt und diese vor Investoren verschleiert zu haben. Der dramatische Kursverfall der Hauptgesellschaft übertrug sich schnell auf andere börsennotierte Unternehmen der Adani-Gruppe. Adani Power verzeichnete einen Rückgang von 11 Prozent, während Adani Energy Solutions um 20 Prozent fiel. Die Vorwürfe richten sich gegen Adani, einen engen Vertrauten des hindu-nationalistischen Premierministers Narendra Modi, der einst als zweitreichster Mensch der Welt galt. Angeblich soll er über 250 Millionen Dollar an indische Beamte gezahlt haben, um lukrative Solarenergieverträge zu erhalten. Diese Verträge sollten über einen Zeitraum von rund 20 Jahren mehr als zwei Milliarden Dollar an Nachsteuergewinnen erwirtschaften. Trotz schwerwiegender Vorwürfe befinden sich weder Adani noch andere Angeklagte in Haft. Ein Vertreter der erneuerbaren Energiesparte der Adani-Gruppe erkannte die Anklagen an und kündigte die Einstellung eines geplanten Anleiheverkaufs an, blieb jedoch weitere Kommentare schuldig. US-Staatsanwalt Breon Peace erklärte, dass Gautam Adani zusammen mit zwei weiteren Vorstandsmitgliedern eine aufwändige Bestechungsaktion inszeniert habe, um sich Aufträge in Milliardenhöhe zu sichern. Die Angeklagten sollen laut Peace bei der Kapitalbeschaffung falsche Angaben gemacht haben. Der Mischkonzern, der in Sektoren wie Kohle, Flughäfen, Zement und Medien tätig ist, hat in der Vergangenheit bereits ähnliche Betrugsvorwürfe überstanden. Ein einschneidender Moment war die Veröffentlichung eines Berichts der Leerverkaufsgesellschaft Hindenburg Research im Jahr 2023, der zu einem Verlust von 150 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung führte. Das Dokument warf der Adani-Gruppe jahrzehntelange Aktienmanipulation und Bilanzbetrug vor. Trotz wiederholter Vorwürfe beteuert Gründer Gautam Adani seine Unschuld und bezeichnete die Hindenburg-Anschuldigungen als einen gezielten Versuch, das Image der Gruppe zum Vorteil von Leerverkäufern zu beschädigen.