Der indische Milliardär Gautam Adani, bekannt für sein weitverzweigtes Konglomerat in den Bereichen Bergbau, Häfen und erneuerbare Energien, sieht sich schweren Vorwürfen aus den USA ausgesetzt. In einer spektakulären Strafanzeige beschuldigen US-Behörden Adani, zusammen mit mehreren Mitverschworenen an einem weitreichenden Korruptionsschema beteiligt zu sein, um indische Regierungsbeamte zu bestechen und dadurch profitable Solarkraftverträge in Höhe von über zwei Milliarden US-Dollar zu sichern.
Die Anklage, vorgebracht von der US-Staatsanwaltschaft in Brooklyn, richtet sich neben Adani auch gegen seinen Neffen Sagar Adani und drei ehemalige Angestellte des kanadischen Pensionsfonds Caisse de dépôt et placement du Québec (CDPQ). Die Beteiligten sollen sich darauf geeinigt haben, über 250 Millionen US-Dollar an Bestechungsgeldern zwischen 2020 und 2024 zu zahlen, ohne dass US-Investoren und -Banken davon Kenntnis hatten.
Im Mittelpunkt der Anschuldigungen steht ein Treffen Adanis mit einem Beamten im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh. Gegen Adani wird unter anderem wegen Wertpapierbetrugs ermittelt, während andere Beschuldigte wegen Verschwörung zur Verletzung des Foreign Corrupt Practices Act angeklagt sind, der die Bestechung ausländischer Amtsträger untersagt.
Der Fall verspricht weitreichende wirtschaftliche und diplomatische Folgen und erinnert an den Odebrecht-Skandal in Brasilien. Dabei weckt er auch Bedenken hinsichtlich potenzieller Auslieferungsverfahren und Veränderungen während der Präsidentschaft von Donald Trump, der sich ab Januar wieder im Weißen Haus befinden wird.
Trotz der ernsten Vorwürfe bleibt Gautam Adani umtriebig, indem er kürzlich ankündigte, zehn Milliarden Dollar in die US-Infrastruktur zu investieren. Der fortwährende Rechtsstreit droht jedoch, seinen Unternehmensimperium weiter zu belasten, insbesondere da die Securities and Exchange Commission eine parallele Zivilklage verfolgt.
Die Adani Group weist die Vorwürfe als „grundlos“ zurück und plant, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen. Unterdessen distanziert sich CDPQ von den ehemaligen Mitarbeitern, welche in die Vorwürfe verstrickt sind, und kooperiert mit den US-Behörden.
Die Enthüllungen um Adani und Co. basieren teilweise auf angeblichen Beweismaterialien, die Bestechungsgelder als „Entwicklungskosten“ tarnen sollten. Die Verteidigung könnte diese Dokumente aber auch zu ihrem Vorteil darstellen und argumentieren, sie würden Transparenz statt Vorsatz zeigen.