Infolge einer neuen strategischen Ausrichtung trennt sich das indische Adani Group von seinem 44-Prozent-Anteil an einem Joint Venture mit Singapurs Wilmar International. Dies geschieht wenige Wochen nach Anklagen wegen angeblicher Bestechung gegen den Milliardär Gautam Adani und Führungskräfte des Unternehmens in den USA.
Das Joint Venture, Adani Wilmar, das bereits seit 25 Jahren besteht, hat einen Marktwert von fünf Milliarden US-Dollar. Durch den Verkaufserlös von rund zwei Milliarden Dollar sollen laut gut informierten Kreisen die finanziellen Belastungen des Konglomerats gemildert werden, die seit den US-Anklagen zunehmen.
Dieser Schritt erfolgt, nachdem die Adani Group einen Kreditvertrag über mehr als 500 Millionen Dollar für ein Hafenprojekt in Sri Lanka aufgekündigt hatte. Die daraus gewonnenen finanziellen Mittel sollen das Wachstum der Kerngeschäfte im Bereich Energie, Transport und Logistik unterstützen.
Die Entscheidung signalisiert einen Richtungswechsel für das von Indiens zweitreichstem Tycoon geführte Konglomerat, das ursprünglich geplant hatte, weiter in konsumorientierte Märkte vorzustoßen. Vor den US-Anklagen strebte die Gruppe nach Integration ihre weitgefächerten Unternehmensbereiche wie NDTV, der indische Fernsehsender, den sie 2022 erwarb, und Adani Wilmar, das Lebensmittelöle sowie Grundnahrungsmittel verkauft.
Ein Banker aus Mumbai äußerte, dass Verbraucherprodukte nie im Fokus von Adanis Geschäftsinteressen standen und der Einfluss von Wilmar maßgeblich die Entwicklung vorantrieb. Der Verkauf wird voraussichtlich bis Ende März abgeschlossen sein und soll die finanzielle Flexibilität des Unternehmens verbessern.
Der Verkaufsprozess umfasst die öffentliche Veräußerung von 13 Prozent der Anteile durch Adani Wilmar, während Wilmar die verbleibenden 31 Prozent der indischen Anteile erwerben wird. Adani und Wilmar erwähnten die US-Vorwürfe nicht in ihren Erklärungen.
Gautam Adani erklärte in Reaktion auf die US-Anklagen, dass solche Herausforderungen die Gruppe nur stärker machen würden. Internationale Aktivitäten von Adani Group stehen seit der US-Anklage unter erhöhter Beobachtung. Beispiele dafür sind die Absage von Geschäften in Kenia und Untersuchungen wegen eines Energieprojekts in Bangladesch.