Ein Fels in der Brandung – mit Rissen
Die Erfolgsbilanz ist unbestreitbar. Accenture gehört zu den globalen Schwergewichten im Beratungsgeschäft, liefert solide Ergebnisse, wächst stabil und sitzt auf einer makellosen Bilanz.

Umsatz 2024: 65 Milliarden Dollar – fast doppelt so viel wie SAP. In der langen Perspektive ist die Aktie ein Paradebeispiel für kontinuierlichen Value-Aufbau. Seit dem Börsengang 2001 hat sich der Kurs verzwanzigfacht.
Und doch notiert die Aktie derzeit rund 25 Prozent unter ihrem Februarhoch. Ein überraschender Einbruch, den selbst solide Quartalszahlen nicht auffangen konnten. Wie passt das zusammen?
Gute Zahlen, schlechter Kurs
Die Ergebnisse zum letzten Quartal geben wenig Anlass zur Sorge: Umsatzwachstum von 5 Prozent, währungsbereinigt sogar 8,5 Prozent, Gewinnanstieg um 7 Prozent, Neuaufträge im Volumen von 21 Milliarden Dollar. Dazu ein leicht angehobener Ausblick.
Fundamental steht Accenture gut da. Die operative Marge ist stabil, die Bilanz schuldenfrei, die Dividendenrendite beträgt derzeit rund 2 Prozent. Auch das KGV mit aktuell 24 ist für ein Unternehmen mit dieser Skalierung und Innovationskraft nicht überzogen. Und doch straft der Markt die Aktie ab.
Trump-Faktor: Regierung kürzt – Accenture trifft es
Ein Hauptgrund für die Schwäche dürfte ausgerechnet im politischen Washington liegen. Die US-Regierung, bislang ein wichtiger Kunde mit einem Umsatzanteil von 8 Prozent, reduziert ihre Ausgaben für Beratungsdienstleistungen. Verträge werden überprüft, Projekte auf Eis gelegt. Die Regierung unter Trump fährt – zumindest rhetorisch – einen harten Sparkurs bei Ministerien und Behörden.
Accenture spürt die Effekte bereits: Verzögerte Auftragsvergaben, unsichere Vertragsverlängerungen. Zwar ist die Regierung nur ein Teil des Geschäfts, aber einer mit Signalwirkung – und einer, dessen Volumen schnell wächst oder schrumpft, abhängig von der politischen Großwetterlage.
Technologiemarkt unter Druck
Hinzu kommt: Der gesamte Technologiesektor stand zuletzt unter Druck. Tech-Aktien waren out, zyklische Werte in. Accenture, obwohl kein klassischer Softwareanbieter, wird vom Markt dennoch als Technologiewert gesehen – und deshalb in den Abverkauf hineingezogen. Zudem herrscht Unsicherheit darüber, wie stark die Digitalisierungsausgaben in Unternehmen künftig steigen werden.
Die KI-Fantasie, auf die Accenture ebenfalls setzt, ist zwar intakt – sie zahlt sich aber erst mittelfristig aus.
Die Frage der Bewertung
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 24 ist Accenture aktuell nicht billig – aber auch nicht teuer. Historisch wurde die Aktie oft mit einem KGV jenseits der 30 bewertet. Der Rückgang der letzten Wochen hat also durchaus Bewertungsfantasie geschaffen. Dazu kommt: Die Firma verfügt über vier Milliarden Dollar Nettorücklagen, ein operatives Netz aus 774.000 Mitarbeitenden weltweit und exzellente Kundenbindungen.
Das bietet nicht nur Substanz, sondern auch strategische Tiefe. Accenture ist in den Chefetagen der Global-500-Konzerne fest verankert – eine Marktstellung, die sich nicht von heute auf morgen ersetzen lässt.
Wo liegt der Boden?
Der Kursrutsch der vergangenen Wochen hat Spuren hinterlassen – nicht nur im Chartbild, sondern auch im Sentiment. Viele institutionelle Anleger halten sich derzeit zurück. Die Frage ist: Ist der Boden erreicht – oder kommt noch eine Korrektur?
Aktienanalyse zum Unternehmen:

Wirtschaftlich spricht vieles dafür, dass Accenture mittelfristig seinen Wert wieder unter Beweis stellen wird. Das Unternehmen ist hervorragend geführt, global diversifiziert und technologisch auf der Höhe. Politisch aber bleibt das Umfeld unberechenbar. Und genau hier liegt das Risiko – aber auch die Chance.
Qualität bleibt – der Preis ist gefallen
Accenture ist kein spektakuläres Wachstumswunder, sondern ein hochprofitabler Dauerläufer mit klarem Fokus auf Effizienz, Technologie und Kundenbindung. Die aktuelle Bewertung ist moderat, das Geschäftsmodell robust. Wer heute einsteigt, investiert nicht in einen Turnaround – sondern in einen temporär abgestraften Qualitätswert.
Doch eines sollte Anlegern klar sein: Die kommenden Quartale werden kein Selbstläufer. Wer Accenture jetzt kauft, braucht Geduld – aber bekommt Substanz.
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