Die jüngsten Analysen zeichnen ein düsteres Bild der London Stock Exchange (LSE) für das vergangene Jahr, das zur ruhigsten Phase seit der globalen Finanzkrise wurde. Eine bemerkenswerte Anzahl namhafter Unternehmen hat ihre Hauptnotierung in Großbritannien aufgegeben oder plant dies. Darunter befinden sich der Essenslieferdienst Just Eat, der Wettgigant Flutter, die Reisegruppe Tui und die Verleihgesellschaft für Gerätschaften Ashtead. Insgesamt verzeichnete die LSE im Vorjahr 88 Unternehmen, die ihre Notierung verlagerten oder ganz zurückzogen – das höchste Unternehmensaufkommen seit 2009, so die Erhebung des Prüfungsriesen EY. Die Gründe sind vielfältig, doch häufig werden die sinkende Liquidität und niedrigere Bewertungen auf dem Londoner Markt genannt, was die Unternehmen in die USA lockt, wo mehr Kapital und Handelstätigkeit erwartet werden. Flutter Entertainment wechselte seine Hauptnotierung nach New York und hob die damit verbundenen 'tiefsten und liquidesten Kapitalmärkte der Welt' hervor. Just Eat Takeaway hingegen verabschiedete sich vollständig von der LSE, da die mit der Notierung verbundenen 'administrativen Belastungen, Komplexität und Kosten' zu hoch geworden seien. Einige Firmen wie Watches of Switzerland standen unter dem Druck von Aktivisten, ihre Hauptnotierung ebenfalls in die USA zu verlegen. Diese Tendenz wurde zusätzlich durch einen Mangel an neuen Börsengängen im Jahr 2024 verstärkt. EY erklärte, dass nur 18 Unternehmen – der niedrigste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2010 – den Sprung aufs Londoner Parkett wagten, ein Fünftel im Vergleich zu den abgewanderten Firmen. Dennoch beflügelte der Einstieg des französischen Fernseh- und Produktionsgiganten Canal+ die Londoner Börse im Dezember, mit einem Börsengang im Wert von 2,6 Milliarden Pfund. Dies war die größte Notierung seit 2022 und trieb den Gesamtwert der im Jahr generierten Erlöse auf 3,4 Milliarden Pfund – ein Wert dreimal so hoch wie die von 23 Unternehmen im Jahr 2023 generierten Mittel. Scott McCubbin, der zum IPO-Verantwortlichen von EY für UK und Irland ernannt wurde, beschreibt das Jahr für die LSE als 'ruhig' und verweist auf anhaltende geopolitische Instabilität, langsames Wirtschaftswachstum und eine gedämpfte Nachfrage nach britischen Aktien, insbesondere seitens der Pensionsfonds. Während die gegenwärtige Lage unsicher bleibt, spiegelt sie doch auch Gründe für einen vorsichtigen Optimismus wider, da sich das Jahr 2025 nähert.