Die Aufhebung des wegweisenden Urteils Roe v. Wade durch den Obersten Gerichtshof der USA hat den langjährigen Konflikt um das Thema Abtreibung nicht beendet, sondern vielmehr auf die Ebene der Einzelstaaten verlagert. Mit der Entscheidung im Fall Dobbs v. Jackson Women's Health Organization im Juni 2022 wurden die seit 1973 bestehenden landesweiten verfassungsrechtlichen Schutzmaßnahmen für Abtreibungen aufgehoben. Dadurch erhielten konservative Gouverneure und Gesetzgeber die Möglichkeit, die Durchführung dieses medizinischen Eingriffs in ihren Staaten erheblich einzuschränken. Der Zugang zu Abtreibungen hängt nun maßgeblich davon ab, in welchem Bundesstaat man lebt.
Diese Entwicklung hat das Thema Abtreibung zu einem zentralen Punkt der bevorstehenden allgemeinen Wahlen am 5. November gemacht. Die Meinung der US-amerikanischen Bevölkerung zu diesem emotional aufgeladenen Thema könnte sogar Einfluss darauf haben, wer im nächsten Jahr ins Weiße Haus einzieht: Vizepräsidentin Kamala Harris, die sich energisch für das Recht auf Abtreibung einsetzt, oder der frühere Präsident Donald Trump, der sich rühmt, das Ende von Roe v. Wade mitverursacht zu haben.
Hinzu kommt, dass in mindestens zehn Bundesstaaten Abstimmungen über Initiativen stattfinden werden, die den Wählern die Möglichkeit geben, direkt über das Recht auf Abtreibung in ihrem jeweiligen Staat abzustimmen.