Signifikante Neuausrichtungen stehen bei ABL Space Systems an. Der Vorstand des sieben Jahre alten Startups verkündete jüngst auf sozialen Medien, dass sich das Unternehmen künftig auf die Raketenabwehr konzentrieren wird und den kommerziellen Startmarkt hinter sich lässt.
ABL war bislang mit der Entwicklung einer Kleinrakete namens RS1 sowie eines mobilen Bodensystems beschäftigt, das in einen Schiffscontainer passen sollte, um erstmals wirklich portable und reaktionsschnelle Starts zu ermöglichen. Dafür investierte das Startup erhebliche Mittel in die Eigenentwicklung von Technologie, darunter ein neuartiger Raketentriebwerk, und in die Infrastruktur mit drei Teststandorten, zwei Fabriken und einem Startplatz über drei verschiedene Bundesstaaten verteilt.
Dieses Wachstum hatte seinen Preis: Insgesamt hat ABL Space 461 Millionen Dollar eingenommen, mehr als die Hälfte davon im Rahmen einer 372 Millionen Dollar schweren Series-B-Runde im Jahr 2021, die das Unternehmen auf 2,4 Milliarden Dollar bewertete.
Allerdings hatte das Startup Schwierigkeiten, die RS1 tatsächlich in die Luft zu bringen. Beim ersten Flugtest im Januar 2023 schalteten sich die neun Triebwerke der Rakete kurz nach dem Start spontan ab, was dazu führte, dass sie zurück zur Erde fiel, die Startrampe traf und bei der Kollision zerstört wurde. Vor der zweiten Flugkampagne im vergangenen Juli erklärte ABL, die Rakete habe bei Vorflugtests eine schwerwiegende Anomalie erlitten, die zum Verlust des Fahrzeugs führte.
Dennoch betonte Dan Piemont, Gründer und Präsident von ABL, dass diese Misserfolge die technologische Bereitschaft der Firma vorangetrieben hätten. Der Grund für den Strategiewechsel liege vielmehr in den Veränderungen des Startmarktes. "In den letzten Jahren haben wir gesehen, wie unsere Fähigkeit, einen bedeutenden Einfluss auf die Startbranche auszuüben, geschwunden ist", sagte Piemont.
Parallel dazu erkannte Piemont, dass die USA schlecht auf Raketenbedrohungen vorbereitet seien: "Wir erkannten, dass die Technologie von ABL helfen könnte, diese Probleme durch das Angebot neuer Fähigkeiten mit mehr Testreichweiten, häufigeren Flügen und kreativerer Forschung und Entwicklung zu lösen. Wir wurden davon überzeugt, dass ein Unternehmen, um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, sich ausschließlich auf die Mission konzentrieren muss, anstatt sie bloß als zusätzliche Geschäftslinie zu betrachten."