Warum Deutschland den Anschluss verliert
Die deutsche Arbeitsproduktivität sinkt – das zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts. Während sich die Produktivität pro Arbeitsstunde seit 2022 um 0,7 Prozent verschlechterte, konnten die USA mit einem Zuwachs von 4,3 Prozent glänzen.
Die Ursachen? Ein toxischer Cocktail aus hohen Kosten, bürokratischen Hürden und mangelnden Investitionen in Innovation.
„Wir arbeiten, aber nicht klüger“
Die Fakten sind ernüchternd: Zwischen 1994 und 2024 stieg die Produktivität je Arbeitsstunde in den USA um satte 84 Prozent. Deutschland hingegen verzeichnete im gleichen Zeitraum nur ein Plus von 34 Prozent.
Ein Blick in die einzelnen Sektoren offenbart dabei ein desolates Bild. Besonders das produzierende Gewerbe tritt seit dem Jahr 2000 auf der Stelle, während am Bau die Produktivität um 20 Prozent eingebrochen ist.
„Deutschland hat sich selbst ausgebremst“, resümiert Michael Heise, Chefvolkswirt bei HQ Trust.
Neben fehlender Innovationskraft machen Ökonomen auch die hohen Personalkosten und die zurückhaltende Investitionsbereitschaft verantwortlich. „In den USA fließt deutlich mehr Kapital in Forschung und Entwicklung, während hierzulande der Fokus auf Risikoaversion liegt.“
Bürokratie, Fachkräftemangel und fehlende Dynamik
Flexibilität als Schlüssel:
Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft weist auf ein weiteres Problem hin: den „Arbeitskräftehortungs-Effekt“. Deutsche Unternehmen hätten während der jüngsten Krisen Beschäftigte gehalten, obwohl die Auftragslage dies nicht rechtfertigte. Die Folge: ein Rückgang der Produktivität.
Und es wird nicht einfacher: Neben Fachkräftemangel und steigenden Energiekosten leidet Deutschland unter einer ausufernden Bürokratie. Casper Brockhaus, Stahlunternehmer, bringt es auf den Punkt:
„Hohe Nebenkosten, niedrige Produktivität – das ist der Mix, der uns lähmt.“
Die USA als Vorbild
Ein Vergleich mit den USA zeigt, wie weit Deutschland zurückliegt: Der Umsatz pro Mitarbeiter in amerikanischen Technologieunternehmen wie Nvidia, Meta oder Apple übertrifft deutsche Konzerne um ein Vielfaches. Bei Nvidia wird ein Mitarbeiter an der Börse mit knapp 113 Millionen Dollar bewertet. Im Vergleich dazu schafft es Volkswagen gerade einmal auf 71.200 Dollar.
Mario Draghi, ehemaliger Chef der EZB, hebt in einem Bericht hervor, warum Europa diese Rückstände aufweist: mangelnde Investitionen in digitale Innovation. Während US-Unternehmen 42 Prozent der weltweiten Ausgaben für Forschung und Entwicklung tragen, ist der europäische Anteil verschwindend gering.
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