01. März, 2025

Politik

Abgedriftete Allianzen: Europas Herausforderung im Ukraine-Konflikt

Abgedriftete Allianzen: Europas Herausforderung im Ukraine-Konflikt

Der renommierte Politikwissenschaftler Joachim Krause zeichnet ein anspruchsvolles Bild der gegenwärtigen geopolitischen Lage, nachdem die USA unter der Führung von Präsident Donald Trump und Vize J. Vance offenbar Kurs auf einen Abschied von der traditionellen Rolle als westlicher Partner genommen haben. Krause, der Leiter des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel (ISPK), betont, dass die Vereinigten Staaten keine verlässlichen Mitglieder der westlichen Demokratien mehr seien. Die unterschiedliche Definition von Demokratie, die Trump und Vance vertreten, scheint einen Keil in die transatlantischen Beziehungen zu treiben.

Krause argumentiert, dass Versuche, Washington zu beeinflussen, zunehmend vergeblich sein könnten. Er sieht dringenden Handlungsbedarf in Europa, um die entstandene Lücke zu füllen. Insbesondere müsse der Kontinent seine Unterstützung für die Ukraine intensivieren und ernsthaft erwägen, die ukrainische Wehrstruktur durch die Einberufung jüngerer Generationen zu stärken. Selenskyjs aktuelle Politik, junge Männer unter 27 nicht zum Wehrdienst heranzuziehen, bezeichnet Krause als selbstgemachtes Problem, das die Ukraine in der derzeitigen Krise schwächt.

Beim kommenden Ukraine-Sondergipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs in London erwartet Krause, dass sowohl die Möglichkeit einer weiteren Verhandlung mit den USA als auch der Entschluss zum eigenständigen Handeln der Europäer in Betracht gezogen wird. Er vermutet einen möglichen Strategiewechsel von Abhängigkeit zu Unabhängigkeit in der Sicherheits- und Energiepolitik, was die Europäer dazu zwingen könnte, den Konflikt in der Ukraine eigenständig und mit neuer Entschlossenheit zu adressieren.