Ein Rekorddeal in der deutschen Fintech-Welt
Es war eine Nachricht, die fast unterging: Axel Springer hat seine Finanzplattform Finanzen.net samt des Neobrokers „Finanzen.net Zero“ an den britischen Private-Equity-Investor Inflexion verkauft – für satte 400 Millionen Euro.
Eine Summe, die die Branche aufhorchen ließ, gerade in einem Jahr, in dem viele Fintech-Unternehmen unter Druck standen. Doch die Zahlen des Deals werfen Fragen auf: Wie groß ist Finanzen.net Zero tatsächlich, und was macht diesen Deal so besonders?
200.000 Kunden und Milliarden an verwaltetem Vermögen
Der Erfolg des Neobrokers lässt sich nicht allein an Nutzerzahlen ablesen, doch diese liefern einen ersten Hinweis: Rund 200.000 Kundinnen und Kunden hatte Finanzen.net Zero Ende 2023.
Branchenkenner gehen davon aus, dass die Zahl im Laufe des Jahres 2024 um weitere 100.000 gestiegen sein könnte. Gleichzeitig lagen die verwalteten Vermögen („Assets under Custody“) zuletzt bei etwa drei Milliarden Euro – mit der Aussicht auf weiteres Wachstum, da Neukunden ihre Gelder oft mit Verzögerung übertragen.
Finanzen.net hatte zuvor den Gratisbroker übernommen und dessen Kundschaft unter der eigenen Marke integriert. Der Plan, bestehende Nutzerinnen und Nutzer der Finanzplattform Finanzen.net auch für den Broker zu gewinnen, scheint aufzugehen. Doch reicht das, um eine Bewertung von 400 Millionen Euro zu rechtfertigen?
Ein genauer Blick auf die Zahlen
Finanzen.net wird in der Branche für seine solide Umsatzbasis geschätzt. Für 2024 peilte das Unternehmen rund 80 Millionen Euro Umsatz an, bei einem EBITDA von knapp 30 Millionen Euro. Bemerkenswert: 70 Prozent des Ergebnisses stammen aus dem Kerngeschäft der Finanzplattform, während der Neobroker und die Softwarelösung Traderfox den Rest beisteuern. Beide Bereiche sollen profitabel arbeiten.
Zum Vergleich: Der Konkurrent Smartbroker, der ähnliche Dienstleistungen anbietet und mehr Kundengelder verwaltet, wird an der Börse aktuell mit nur 126 Millionen Euro bewertet – ein Drittel des Preises von Finanzen.net. Doch während Smartbroker zuletzt mit Problemen bei der Neukundengewinnung zu kämpfen hatte, profitiert Finanzen.net offenbar vom Trading-Boom.
Eine Wette auf die Zukunft des Neobroker-Markts
Der hohe Kaufpreis zeigt vor allem eines: Private-Equity-Investoren wie Inflexion sehen weiterhin Potenzial im deutschen Neobroker-Markt. Mit Platzhirschen wie Trade Republic und Scalable Capital gibt es bereits zwei dominante Player. Doch der Deal verdeutlicht, dass Finanzen.net Zero eine Chance zugeschrieben wird, sich als dritter großer Anbieter zu etablieren – gestützt von der starken Finanzplattform im Rücken.
Brancheninsider deuten die Übernahme als Signal, dass der Fintech-Sektor wieder an Attraktivität gewinnt. Trotz des Abschwungs in Teilen der Szene könnten Deals wie dieser weitere Investoren anziehen. Ob die Rechnung aufgeht, hängt davon ab, wie konsequent Finanzen.net Zero weiter wächst – und ob der neue Eigentümer die Synergien zwischen Plattform und Broker heben kann.