21. November, 2024

Military

300 Milliarden Euro gefordert? IW-Chef sieht Bundeswehr unterfinanziert

Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft, plädiert für eine drastische Erhöhung des Verteidigungsetats, um die Bundeswehr zukunftssicher zu machen – eine strategische Notwendigkeit in unsicheren Zeiten..

300 Milliarden Euro gefordert? IW-Chef sieht Bundeswehr unterfinanziert
Michael Hüthers Forderung von bis zu 300 Milliarden Euro für die Bundeswehr stellt einen beispiellosen Anstieg des Verteidigungsbudgets dar, wobei Deutschland bereits den NATO-Zielwert von 2% des BIP erreicht hat.

Die Bundeswehr braucht mehr Geld, viel mehr Geld. Im Gespräch mit der „Rheinischen Post“ legte Hüther dar, dass der aktuelle Sonderfonds von 100 Milliarden Euro bei weitem nicht ausreicht, um Deutschland sicher und verteidigungsbereit zu halten.

Prof. Dr. Michael Hüther - Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Direktor und Mitglied des Präsidiums
„Wir sprechen von einer notwendigen Aufstockung auf 250 bis 300 Milliarden Euro“, betont Hüther. Aber wie realistisch ist diese Forderung?

Ein Blick zurück und die Lehren daraus

Im Kalten Krieg verpflichtete sich Deutschland, unter Bundeskanzler Willy Brandt, 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigungszwecke aufzuwenden – ein Anteil, der das Land sicher durch turbulente Zeiten manövrierte.

Heute, mitten in der Neuordnung globaler Machtverhältnisse, erreicht Deutschland gerade mal die NATO-Zielmarke von zwei Prozent.

Während Hüther massive Investitionen in die Bundeswehr befürwortet, bleibt die Frage offen, wie diese Ausgaben die Finanzierung anderer kritischer Bereiche wie Bildung und Infrastruktur beeinflussen könnten.

Doch Hüther sieht das als ungenügend an, besonders wenn es um Ausrüstung und moderne Verteidigungstechnologie geht.

Fehlgeleitete Friedensdividende

Seit dem Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989 hat Deutschland nach Hüthers Aussage eine Friedensdividende von rund 600 Milliarden Euro "erwirtschaftet".

Statt in zukunftsweisende Projekte wie Infrastruktur, Digitalisierung oder Bildung zu investieren, wurde dieses Kapital laut Hüther größtenteils konsumiert oder zur Schuldentilgung verwendet.

„Dieses kurzsichtige Handeln rächt sich jetzt“, erklärt Hüther mit einem kritischen Blick auf die aktuelle geopolitische Lage.

Ein finanzierbares Unterfangen?

Hüther argumentiert, dass die Aufstockung des Verteidigungsetats durchaus im Bereich des Möglichen liegt.

Mit Verweis auf historische Budgets und die enormen Summen, die als Friedensdividende eingespart wurden, sieht er finanziellen Spielraum für die notwendige militärische Modernisierung.

Die Erhöhung des Verteidigungsbudgets auf 3,5% des BIP, ähnlich wie zu Zeiten Willy Brandts, könnte in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage Deutschlands zu neuen Herausforderungen führen.

Doch die Frage bleibt: Ist die deutsche Öffentlichkeit bereit, diesen Preis für Sicherheit und Souveränität zu zahlen?

Kritische Stimmen und der Weg vorwärts

Nicht alle teilen Hüthers Ansicht. Kritiker bemängeln, dass eine solche massive Investition in die Verteidigung andere dringende soziale und wirtschaftliche Projekte gefährden könnte.

Die Debatte steht jedoch erst am Anfang, und es wird darauf ankommen, einen Mittelweg zu finden, der sowohl die Sicherheit Deutschlands gewährleistet als auch die wirtschaftliche Stabilität nicht untergräbt.