Die Bundeswehr braucht mehr Geld, viel mehr Geld. Im Gespräch mit der „Rheinischen Post“ legte Hüther dar, dass der aktuelle Sonderfonds von 100 Milliarden Euro bei weitem nicht ausreicht, um Deutschland sicher und verteidigungsbereit zu halten.
„Wir sprechen von einer notwendigen Aufstockung auf 250 bis 300 Milliarden Euro“, betont Hüther. Aber wie realistisch ist diese Forderung?
Ein Blick zurück und die Lehren daraus
Im Kalten Krieg verpflichtete sich Deutschland, unter Bundeskanzler Willy Brandt, 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigungszwecke aufzuwenden – ein Anteil, der das Land sicher durch turbulente Zeiten manövrierte.
Heute, mitten in der Neuordnung globaler Machtverhältnisse, erreicht Deutschland gerade mal die NATO-Zielmarke von zwei Prozent.
Doch Hüther sieht das als ungenügend an, besonders wenn es um Ausrüstung und moderne Verteidigungstechnologie geht.
Fehlgeleitete Friedensdividende
Seit dem Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989 hat Deutschland nach Hüthers Aussage eine Friedensdividende von rund 600 Milliarden Euro "erwirtschaftet".
Statt in zukunftsweisende Projekte wie Infrastruktur, Digitalisierung oder Bildung zu investieren, wurde dieses Kapital laut Hüther größtenteils konsumiert oder zur Schuldentilgung verwendet.
„Dieses kurzsichtige Handeln rächt sich jetzt“, erklärt Hüther mit einem kritischen Blick auf die aktuelle geopolitische Lage.
Ein finanzierbares Unterfangen?
Hüther argumentiert, dass die Aufstockung des Verteidigungsetats durchaus im Bereich des Möglichen liegt.
Mit Verweis auf historische Budgets und die enormen Summen, die als Friedensdividende eingespart wurden, sieht er finanziellen Spielraum für die notwendige militärische Modernisierung.
Doch die Frage bleibt: Ist die deutsche Öffentlichkeit bereit, diesen Preis für Sicherheit und Souveränität zu zahlen?
Kritische Stimmen und der Weg vorwärts
Nicht alle teilen Hüthers Ansicht. Kritiker bemängeln, dass eine solche massive Investition in die Verteidigung andere dringende soziale und wirtschaftliche Projekte gefährden könnte.
Die Debatte steht jedoch erst am Anfang, und es wird darauf ankommen, einen Mittelweg zu finden, der sowohl die Sicherheit Deutschlands gewährleistet als auch die wirtschaftliche Stabilität nicht untergräbt.