22. September, 2024

Wirtschaft

25 Jahre Deutscher Fernsehpreis: Von Eklat zu Institution

25 Jahre Deutscher Fernsehpreis: Von Eklat zu Institution

Die Geschichte des Deutschen Fernsehpreises ist geprägt von Glanz und Kontroversen. Einer der denkwürdigsten Momente ereignete sich 2008, als der renommierte Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki die Bühne in Köln betrat und die TV-Welt in Schock versetzte. Anstatt den Preis für sein Lebenswerk anzunehmen, lehnte der damals 88-Jährige die Auszeichnung ab und kritisierte die Qualität des Programms, das er über die Dauer von vier Stunden ertragen musste.

Der Deutsche Fernsehpreis wurde 1998 von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 ins Leben gerufen und feiert nun sein 25-jähriges Jubiläum. Die erste Verleihung fand 1999 statt, und in diesem Jahr erhielt zum Beispiel "TV total" die Auszeichnung als "Beste Unterhaltungssendung". Die Gala wird dieses Jahr am Mittwoch (25. September) im Ersten um 20.15 Uhr von Barbara Schöneberger moderiert, während bereits am Vortag die "Nacht der Kreativen" unter der Leitung von Esther Sedlaczek stattfinden wird.

In den letzten 25 Jahren hat sich der Preis sowohl weiterentwickelt als auch schweren Zeiten gestellt. Die anfängliche Begeisterung wich 2015 einer Krise, als die Verleihung aufgrund schlechter Quoten und wechselnder Kategorien abgesagt wurde. Eine Wiedergeburt gelang in den letzten Jahren durch Aufteilungen auf zwei Tage und eine Rückkehr ins Fernsehen. Neben den Gründungssendern unterstützt inzwischen auch die Deutsche Telekom die Veranstaltung, während Streaming-Anbieter wie Disney+, Netflix und Prime Video als Partner fungieren.

WDR-Intendant Tom Buhrow betont die Bedeutung des Preises für die Branche und sieht in der jährlichen Verleihung einen Spiegel des veränderten Sehverhaltens der Zuschauer. Der Preis sei die wichtigste Auszeichnung für "Bewegtbild" in Deutschland, unabhängig von der Ausstrahlungsform.

Zum 25. Jubiläum äußerte sich auch der Juryvorsitzende Wolf Bauer und hob die hohe Qualität des Materials hervor. In diesem Jahr geht die ARD-Produktion "Die Zweiflers" mit sechs Nominierungen als Favorit ins Rennen. Die tragikomische Serie über eine jüdische Familie in Frankfurt hat bereits internationale Anerkennung gefunden.

Der Kommunikationswissenschaftler Lothar Mikos unterstreicht die Bedeutung des Preises für die Branche, auch wenn er ihn nicht auf die gleiche Stufe wie die US-Emmys stellt. Die Erinnerung an Reich-Ranickis Eklat bleibt als amüsante Anekdote bestehen, während der Deutsche Fernsehpreis inzwischen eine feste Institution in der TV-Landschaft ist.