Nach dem historischen Umsturz in Syrien kehren Tausende Migranten aus der Türkei in ihre Heimat zurück. Laut Angaben des türkischen Innenministers Ali Yerlikaya haben in den vergangenen zwei Wochen mehr als 25.000 Syrer die Grenze überquert.
Die Türkei hat bereits begonnen, Migrationsbüros in Damaskus und Aleppo einzurichten, um die Rückkehrer zu registrieren und den Prozess zu koordinieren. Doch die humanitären und politischen Herausforderungen, die mit der Rückkehr verbunden sind, werfen zahlreiche Fragen auf.
Rückkehr unter politischen Vorgaben
Die Türkei, die seit dem Beginn des syrischen Bürgerkriegs fast drei Millionen Flüchtlinge aufgenommen hat, drängt auf eine schnelle Rückkehr vieler Syrer.
Rückkehrer dürfen ihr Hab und Gut sowie ihre Fahrzeuge mitnehmen, wie Yerlikaya erklärte. Zusätzlich erlaubt eine neue Regelung, dass pro Familie eine Person bis zu dreimal ein- und ausreisen kann, um Vorbereitungen zu treffen. Diese Maßnahmen seien direkt von Präsident Recep Tayyip Erdogan initiiert worden.
Während die Türkei ihre Grenzen wieder öffnet und diplomatische Vertretungen in Syrien reaktiviert, bleibt die politische Zukunft des Landes nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad unsicher.
Die Türkei hat dabei eine Schlüsselrolle gespielt: Als Unterstützer der islamistischen Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) war Ankara maßgeblich an der Veränderung der Machtverhältnisse beteiligt.
Gefahr einer humanitären Krise
Die Rückkehr Tausender Menschen stellt Syrien vor enorme Herausforderungen. Infrastruktur und öffentliche Versorgung sind in weiten Teilen des Landes schwer beschädigt.
Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) äußerte scharfe Kritik an Diskussionen über eine Rückkehr syrischer Flüchtlinge.
„Syrien ist noch immer ein Land im Chaos“, sagte sie der Rheinischen Post. „Vorschnelle Rückführungen könnten die fragile Stabilität gefährden.“
Auch internationale Organisationen warnen davor, dass die Rückkehr der Flüchtlinge ohne ausreichende Sicherheitsvorkehrungen zu humanitären Krisen führen könnte.
Viele Regionen in Syrien sind nach wie vor von Spannungen geprägt, und grundlegende Dienstleistungen wie Wasser- und Stromversorgung fehlen.
Türkisch-syrische Beziehungen im Fokus
Die Türkei hat als eines der ersten Länder diplomatische Beziehungen zu den neuen syrischen Machthabern aufgenommen und ihre Botschaft in Damaskus wiedereröffnet. Zusätzlich betreibt Ankara ein Konsulat in Aleppo.
Experten sehen dies als strategischen Schachzug, um Einfluss in der Region zu sichern. Doch die enge Zusammenarbeit mit der HTS wird international kritisch beobachtet.
„Die Türkei positioniert sich als Vermittler und treibende Kraft hinter der neuen Ordnung in Syrien“, sagt ein Nahost-Experte. „Doch die langfristigen Auswirkungen dieser Partnerschaft sind schwer abzusehen, insbesondere angesichts der fragilen politischen und humanitären Lage.“