Deutschland meldet einen Rückgang der Asylanträge um 24 Prozent – klingt erstmal nach Entspannung. Doch während die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr gesunken sind, könnte eine neue Herausforderung auf Europa zukommen: Die EU-Kommission warnt vor einer möglichen Fluchtwelle aus dem Libanon.
Grund dafür ist die zunehmend prekäre humanitäre Lage im Land, das ohnehin schon rund 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen hat. Was erwartet Europa in den kommenden Monaten?
Deutschland bleibt Spitzenreiter bei Asylanträgen
Trotz des Rückgangs bleibt Deutschland weiterhin das Land mit den meisten Asylanträgen in der EU. Mit 170.574 Anträgen von Januar bis Ende September liegt Deutschland weit vor Spanien, Italien und Frankreich.
Besonders viele Schutzsuchende kommen dabei aus Syrien (30 Prozent), Afghanistan (15 Prozent) und der Türkei (13 Prozent). Der hohe Anteil syrischer Flüchtlinge zeigt, dass die Auswirkungen des syrischen Bürgerkriegs nach wie vor spürbar sind.
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Doch nicht nur in Deutschland gibt es einen Rückgang. In der gesamten EU sowie Norwegen und der Schweiz wurden im gleichen Zeitraum 739.735 Asylanträge gestellt – ein Minus von 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Besonders stark fiel der Rückgang in Österreich aus, wo sich die Zahl der Anträge mehr als halbierte. Doch warum sinken die Zahlen?
Rückgang der Asylanträge – Ursachen und Hintergründe
Es gibt mehrere Faktoren, die den Rückgang der Asylanträge erklären könnten. Zum einen hat die EU in den vergangenen Jahren verstärkt auf Grenzkontrollen gesetzt.
Gleichzeitig wurden zahlreiche Rückführungsabkommen geschlossen, um irreguläre Migration einzudämmen. Zudem zeigt sich, dass die Asylverfahren in vielen europäischen Ländern effizienter geworden sind, was dazu führt, dass abgelehnte Asylbewerber schneller abgeschoben werden können.
Doch die EU bleibt auf der Hut
Ein vertraulicher Bericht der EU-Kommission warnt vor einer neuen Herausforderung. Der Libanon steht am Rande einer humanitären Katastrophe.
Das kleine Land hat bereits rund 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen, doch die wirtschaftliche und politische Lage verschlechtert sich zunehmend. Infolge des Krieges zwischen Israel und der Hisbollah sind bereits 345.000 Menschen im Libanon auf der Flucht, und rund 100.000 haben sich in Richtung Syrien gerettet. Das könnte erst der Anfang sein.
Drohende Fluchtwelle aus dem Libanon
Die EU-Kommission befürchtet, dass sich die Zahl der Flüchtlinge, die aus dem Libanon nach Europa kommen, bald stark erhöhen könnte.
„Die Lage im Libanon verschärft sich, und es ist zu erwarten, dass mehr Menschen versuchen werden, über die Grenze nach Europa zu gelangen“, heißt es in dem Bericht.
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, der Mangel an Grundversorgung und die Spannungen im Nahen Osten könnten zu einem Anstieg der Migration führen.
Für Deutschland und die anderen EU-Länder stellt sich nun die Frage, wie man auf eine mögliche Fluchtwelle reagieren soll.
Das europäische Asylsystem steht immer wieder in der Kritik, nicht ausreichend auf große Migrationsbewegungen vorbereitet zu sein. Die Gefahr eines erneuten Anstiegs der Asylanträge würde den Druck auf die EU verstärken, eine langfristige Lösung für das Asylsystem zu finden.