21. Dezember, 2024

Startups & VC

100 Millionen Euro für Nelly: Volksbank investiert in Factoring für Arztpraxen

Die Vereinigte Volksbank finanziert das Berliner Fintech Nelly mit 100 Millionen Euro, um ein neues Produkt für kassenärztliche Leistungen zu starten. Was steckt hinter dem Deal?

100 Millionen Euro für Nelly: Volksbank investiert in Factoring für Arztpraxen
100 Millionen Euro: Die Vereinigte Volksbank finanziert das Berliner Fintech Nelly, um das Angebot im Gesundheitswesen auszubauen.

Ein frischer Millionen-Deal für Nelly

Das Berliner Fintech Nelly hat sich einen beeindruckenden Deal gesichert: Die Vereinigte Volksbank stellt dem jungen Unternehmen 100 Millionen Euro zur Verfügung.

Das Startup, gegründet 2021 von Niklas Radner, Lukas Eicher und Rasmus Schults, bietet Factoring-Lösungen für Arzt- und Zahnarztpraxen an. Patienten können ihre Rechnungen in Raten oder später begleichen, während die Praxis das Geld sofort erhält.

Im Hintergrund kümmert sich Nelly um die Bezahlung. Mit dem neuen Kapital soll das Angebot nun auch auf kassenärztliche Leistungen ausgeweitet werden – ein Segment, in dem viele Ärzte lange auf Zahlungen von den Krankenkassen warten.

Factoring als Lösung für lange Wartezeiten

„Wir haben bisher den Fokus auf Selbstzahler gelegt“, erklärt Mitgründer Radner. „Doch die Nachfrage nach Factoring-Lösungen für kassenärztliche Leistungen ist enorm.“ Viele Arztpraxen müssen oft Wochen oder sogar Monate auf Zahlungen von den Krankenkassen warten.


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Hier setzt Nelly an: Das Startup möchte den Ärzten schneller Geld bereitstellen und die Bürokratie reduzieren. Die Idee: Nelly zahlt den Ärzten vorab, während es sich um die spätere Abwicklung mit den Krankenkassen kümmert.

Finanzierung durch die Volksbank – ein mutiger Schritt

Spannend ist die Wahl des Finanzierungspartners. Die Vereinigte Volksbank aus dem Odenwald, die von Ralf Magerkurth geführt wird, hat sich in den letzten Jahren einen Namen in der Fintech-Szene gemacht.

Dies ist nicht der erste große Deal der Bank, aber sicherlich einer der auffälligsten.

„Wir sehen in Nelly großes Potenzial, besonders in der Weiterentwicklung des Gesundheitssystems durch Fintech-Lösungen“, so Magerkurth.

Das Berliner Startup arbeitete bisher mit der Bank Varengold zusammen, die derzeit von der Finanzaufsicht Bafin geprüft wird. Allerdings nicht wegen der Zusammenarbeit mit Nelly, sondern aufgrund anderer Aktivitäten der Bank.

Trotzdem gab es in der Branche Bedenken, weshalb sich Nelly nun auch für die Volksbank als Finanzierungspartner entschieden hat. „Wir behalten beide Banken an Bord“, betont Radner. „Varengold bleibt unser Partner, besonders für internationale Expansionen.“

Kritische Bafin-Prüfung im Hintergrund

Die neue Partnerschaft mit der Volksbank kommt zur richtigen Zeit. Nelly steht aktuell im Fokus einer Prüfung der Bafin. Der Vorwurf: Dem Fintech könnte eine eigene Factoring-Lizenz fehlen.

Doch Gründer Radner weist diese Bedenken zurück. „Wir arbeiten nach dem sogenannten White-Label-Factoring-Modell, wie es viele andere Fintechs ebenfalls seit Jahren tun.“ Die Bafin äußert sich zu laufenden Prüfungen nicht, doch die Kritik hat das Unternehmen in die Schlagzeilen gebracht.

Nelly sieht in der Finanzierung durch die Volksbank einen strategischen Vorteil, um sich im deutschen Markt stärker zu positionieren und das Vertrauen der Kunden zu festigen.

Expansion und neue Produkte in der Pipeline

Das frische Kapital soll nicht nur in die Erweiterung der bestehenden Factoring-Dienste fließen. Nelly plant, neue Produkte zu entwickeln, die speziell auf die Bedürfnisse von Ärzten und Zahnarztpraxen zugeschnitten sind. Besonders spannend: Die Integration kassenärztlicher Leistungen, bei denen Nelly als eine Art Zwischenfinanzierer fungiert. Die Praxen erhalten ihr Geld sofort, während Nelly später mit den Krankenkassen abrechnet.